Zeitungs-Ausschnitte: Howlin' Mad

"In Concert: Howlin' Mad und Hardholz Bad Langensalza (DDR)" - Zeitschrift "Desaster Vol.1" (1990)

Der Excalibur e.V. lud wieder ein mal zum Heavy Metal~Spektakel ein, doch an diesem Freitag kündeten einige schwarze Wolken kein gutes Omen.
Trotz angekündigter West-Band füllte sich der Saal nur schleppend bis zur Hälfte und lies so recht keine Stimmung aufkommen. Gegen dieses Manko mußte der erste Act des Abends, Howlin' Mad ankämpfen - eine Band, die unerwartet zum Highlight werden sollte. Der sich lichtende Bühnennebel gab 19.30 Uhr eine junge Erfurter Thrash-Band frei, die durch ihr Durchschnittsalter von 20 Jahren überraschte. Diese Jungs fegten wie wilde Derwische über die Stagebretter und ließen ihrer Spielwut freien Lauf.
Gitarrist Silvio "Hook". Skorberle: "Wir gründeten uns vor drei Jahren als Trio, doch kamen einfach aus dem Proberaum nicht heraus. Diese neue Formation besteht seit vier Monaten und Bad Langensalza ist unser erster Gig zu viert."
Mit souveränen Stageacting bot Sänger Gert Lange Songs wie "Fanticism", "Into The Void" sowie "Insanity" dar, und lies zu keinem Moment seine Bühnenunerfahrung erkennen. Nur Bassist Mirko Ludwig wurzelte noch ein wenig am Bühnenboden fest, doch dies glichen die Gitarristen Hook (ex-Rochus) und Howie glänzend aus.
In "Assassinated Nature", "Worldless Attack" und "Fatality" brillierte Hooks Soloarbeit auf dem Griffbrett; auch Drummer Olaf Eisenbrandts Stirn zierten die Schweißperlen nach den dargebotenen Speedattacken, der durch Vorbilder wie Sodom und Testament geprägten Eigenkompositionen.
Mit Howlin Mad ist ein neuer Stern am Thrash-Himmel aufgegangen, der mit seinem Potantial weiter an Leuchtkraft gewinnen wird. (von Carsten Schleichardt)

"HOWLIN' MAD: The Young & The Wild" - Zeitschrift "Metal Hammer" (1990)

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Sollte nichts entscheidendes mehr dazwischen kommen, so hoffen HOWLIN' MAD aus Erfurt spätestens Ende Oktober die ersten Kopien ihrer Debüt-LP INSANITY als Auslage in den Record Shops wiederfinden zu können.
Diese fünf Herrschaften dürfen sich dabei in der glücklichen Lage wissen, so etwas wie die Senkrechtstarter unter den Thrashern des östlichen Deutschlands zu sein. Während andere Metal-Bands noch nicht einmal nach einem Jahrzehnt auch nur die Chance in Aussicht haben, eine eigene Schallplatte professionell produzieren zu können, haben Sylvio Skoberle (g), Gert Lange (v), Rolf Horvath (g), Olaf Eisenbrandt (dr) und Mirko Ludwig (b) schon mal einen Deal mit VIRGINIA-Records in der Tasche.
Da das Quartett zudem hoch ein Dürchschnittsalter von lediglich 21 Jahren besitzt, ist die bisherige Band-History mit nur wenigen Worten zusammengefaßt: "Vor fünf Jahren haben wir uns als INSANITY sowie als Drei-Mann-Band gegründet." berichtet Sylvio Skoberle. "Auf unseren ersten Gigs haben wir dann natürlich fast nur nachgespielte Sachen gebracht von allem, was damals so angesagt gewesen ist: S000M, CELTIC FROST... Tja, und dann kam einer nach dem anderen zur "Fahne" (das östliche Gegenstück zum "Bund"), und da hat sich das alles wieder gelegt..."
Und das gleich eineinhalb Jahre lang - denn solange dauerte dort ja bekanntermaßen der unausweichliehe Männer-Ulk. Doch anschließend, man schrieb inzwischen das Jahr 1989, fand man sich wieder zusammen, rüstete auf ein Fünf-Mann-Line-up auf und studierte fleißig neue Songs ein. Dabei machten HOWLIN' MAD nicht diese Entwicklungsphasen durch, die bei East Germany's musizierenden Schwermetallern desöfteren auf der Tagesordnung standen: Coverte man in seiner Frühphase erst Acts der NWOBHM und bundesdeutsche Metal-Bands a la ACCEPT und RUNNING WILD, so rückten erst nach und nach diverse Thrash-Bands in das Blickfeld künstlerischer Vorbildwirkung. Wie gesagt: Bei HOWLIN' MAD wardas nicht der Fall - das Quintett verfiel gleich von Anfang an und kompromißlos dem Thrash und dem Hardcore. Zwar orientierte man sich dabei vor allem an SODOM, CELTIC FROST und VOIVOD, doch ein Abkupfern seiner Vorbilder stand gar nicht erst zur Diskussion, wie Silvio Skoberle erläutert: "Beim Wildern in fremden Revieren läuft man Gefahr, sich letztendlich keine völlig eigene Identitat zu erarbeiten. Wir haben zwar alle unsere eigenen Vorbilder, haben diese auch in unseren Anfangstagen gecovert, um unsere ersten Erfahrungen zu sammeln - aber wir wollen sie nie und nimmer abkupfern. Wir wollen einfach unseren eigenen Stil finden."
Inwieweit das nun gelungen ist, können nur die konsumierenden Metal-Freaks entscheiden: Ab Oktober dürfte das Debüt dieses Thüringer Fünfers in den Platten-Shops erhältlich sein. (von Andreas Schöwe)

"HOWLIN' MAD: German Metal News" - Zeitschrift "Metal Hammer" (1991)

Der Kult schlägt wieder zu! Auf der CD-Version des Debüts "Insanity" der Erfurter Thrasher Howlin' Mad wird aller Voraussicht nach ein Stück mit dem Titel "Ach Gottchen!"' zu finden sein. Die "Lyrics" dieses heimlich im Proberaum mitgeschnittenen Tracks bestehen aus Wortattacken von Drummer Olaf Eisenbrandt, die dieser völlig entnervt beim vergeblichen Suchen seines Schlagzeugsounds kreierte.

Rezension der HOWLIN' MAD-LP "Insanity" - Zeitschrift "Metal Hammer" (1991)

Howlin' Mad kommen aus der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt und zählen in der Ex-DDR zu den bekanntesten Thrashformationen. Berücksichtigt man die Widrigkeiten, unter denen diese blutjunge Combo (im Durchschnitt gerade mal 19 Lenze) jahrelang im SED-Staat arbeiten mußte, wird "Insanity" internationalen Maßstäben logischerweise noch kaum gerecht; wer hätte dies wohl auch allen Ernstes erwartet? Howlin' Mad spielen (Im Plattenfirmen-Info steht etwas von Death Metal - Unfug!) recht straighten Thrash, bei dem die berühmt-berüchtigten Bay-Area-Einflüsse nicht fehlen dürfen. Leider tötet einem der erst siebzehnjährige Shouter Gerte mit seinem unausgegorenen Gesang schnell den letzten Nerv und trübt damit den ansonsten nicht schlechten Gesamteindruck von "Insanity". Mit viel Wohlwollen und dem Zudrücken sämtlicher Hühneraugen ganz wackelige vier Punkte. Ob das "westdeutsche" Thrashpublikum ebenso "gnädig" reagiert, möchte ich allerdings bezweifeln. (4 von 7 Punkten von Buffo)

Rezension der HOWLIN' MAD-LP "Insanity" - Zeitschrift "Rock Hard" (1991)

Es war im Prinzip ein richtiger und mutiger Schritt von HOLY MOSES, schon vor der Wiedervereinigung einige Combos aus der Ex-DDR für ihr hauseigenes Label zu signen. Allerdings hätte man den Bands noch etwas Entwicklungszeit geben sollen, bevor man sie plattentechnisch auf den westeuropäischen Markt losläßt. Zumindest die Debüt-LP von HOWLIN' MAD kommt einfach viel zu früh. Zu deutlich hört man noch, daß sich HOWLIN' MAD an vorgegebenen Schemen (Testament, D.R.I.) orientieren. Im Klartext: Was "Insanity" fehlt, ist die Eigenständigkeit, die hier nicht mal ansatzweise zu erkennen ist. Schlecht sind die Riffs nicht, nur hat man sie schon zigfach gehört. Damit man auch ja trendy ist, offeriert die Plattenfrima das Scheibchen auch noch als Death Metal. Nun, mit Death Metal haben HOWLIN' MAD ungefähr soviel zu tun wie Bon Jovi mit dem Underground. Okay, der Gesang ist relativ extrem, dafür aber unsagbar schlecht. Fazit: HOWLIN' MAD brauchen viel Zeit, bevor sie zur europäischen Spitzenklasse aufschließen können - Ami-Niveau werden sie wahrscheinlich eh nie erreichen! (4 von 10 Punkten von Frank Albrecht)
ZURÜCK WEITER