Zeitungs-Ausschnitte: Allgemeines (1)

Definition "Hard Rock" - Buch "Rock" von H.P. Hofmann (1983)

Hard Rock (hard eng/. = hart): Spielweise der Rockmusik, bei der das rhythmische Element - aufwühlend, hämmernd, oft auf Riffs basierend - im Vordergrund steht. Kurze, abrupte Melodiefetzen über spärlichen Harmonien unterstreichen die Orientierung auf's Rhythmische. Überlautstärken, verzerrte Gitarren- und Orgelklänge sowie schreiend-exzentrische Darbietungen der Leadsänger sind weitere Merkmale. Hardrockige Titel gibt es im schnellen und langsamen Tempo. Beim Hard Rock wird bewußt die Ausgewogenheit kontrastierender musikalischer Strukturen in Frage gestellt. Häufig gebrauchte modische Synonyme für Hard Rock sind Heavy Metal (Schwermetall) und Heavy Rock (schwerer Rock). Eine Analyse der Musik läßt keine gravierenden Unterschiede zum Hard Rock erkennen. Frühe Titel der Kinks (wie "You Really Got Me", 1964) und der Who werden an den Anfang der Hard Rock-Entwicklung gestellt. Das Riff, von Rhythmusgitarristen unermüdlich wiederholte Tonfolgen, wurde zu einem Herzstück des Hard Rock. Mitte der 60er Jahre trugen Musiker wie Jimi Hendrix, Jack Bruce, Eric Clapton u.a. zur Weiterentwicklung des Riffs bei und übten damit Einfluß auf die erste Generation der Hard-Rock-Gruppen aus. Mit Led Zeppelin schuf Jim Page ab 1968 etliche Hard-Rock-Klassiker wie "Whole Lotta Love". Grand Funk Railroad übernahm ab 1969 Riffs von Cream und ließ diese vom verzerrten Baß vortragen. In England meldete sich Black Sabbath ab 1969 zu Wort. 1970/71 kam der Hard Rock weltweit zum Durchbruch, was LP's wie Led Zeppelin's "IV", Black Sabbath's "Paranoid", "Master Of Reality", Deep Purple's "Fireball", Uriah Heep's "Look At Yourself" u.a. belegen. Von Ausnahmen abgesehen, wie z.B. der LP "Sabbath Bloody Sabbath" (1973), zeichnete sich in den Jahren um 1972 bis 1976 ein Rückschlag ab. Es gab auch Tendenzen zum "melodie-betonten" Hard Rock. Der Start von Punk und New Wave um 1977 führte zu einem Wiederbeleben hardrockiger Elemente. Punk-Bands wie The Damned, Saints u.a. wurden von ehemaligen Hardrockern gegründet. Um 1978/79 meldete sich die dritte Generation des Hard Rock zu Wort; neben jungen neuen Gruppen gab es altbewährte, die den Hard Rock für sich entdeckten: AC/DC, April Wine, Motörhead, Saxon, Iron Maiden u.v.a. Offenkundig suchten sie Brücken zum Hard Rock von 1970/71 zu schlagen. Wie uneinheitlich die Szene ist, geht daraus hervor, daß die Musik einiger Gruppen wie Riots, Fist oder Axe, die Gewalt u.ä. verherrlichen, faschistoide Züge trägt. Umgekehrt bedienen sich Gruppen der Elemente des Hard Rock, um progressive Inhalte vorzutragen, zu ihnen gehört u. a. die französ. Gruppe Trust, die in ihren Songs die Bourgeoisie und den Klassenstaat entlarvt. - Nicht wenigen Gruppen sozialistischer Länder gelingt es, die Elemente des Hard Rock wirkungsvoll zu nutzen. Der Themenbreite sind dabei keine Grenzen gesetzt, von der aufwühlenden Gestaltung des Themas Frieden über Raketenstarts bis zu Themen des alltäglichen Lebens, denen eine von Energie und packender Rhythmik geprägte Musik entgegenkommt.

"Metal-Massacre" - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1985)

(Anfang unvollständig) ... sich ein Großteil seiner Schöpfer und Anhänger mit vielen Zeichen von z.T. erschröcklichem Männlichkeitsprotz und Kraftmeierei behängt. So gehören Nietengürtel, Ketten, Armreifen, Schwarzleder, Reißzähne, Metallpanzer und dgl. genauso zu den Accessoires wie das vielfach okkulte, schwer verkitschte Gehabe einer ganzen Reihe von Heavy-Metal-Bands, die darüber hinaus eine interessante Neigung zu mittelalterlichem Aberglauben, zu Dracula-, Hexen- und Teufelswahn sowie ähnlichem Hokuspokus zeigen. Davon aber später mehr. Allenfalls deutet vieles darauf hin, daß Heavy Metal nicht unbedingt zu den intelligentesten, kultiviertesten und feinsinnigsten Genres der Rockmusik zählt - das aber will er sicher auch gar nicht sein...

Der Beginn: die lautesten, härtesten Bands

Als schwierig genug erweist sich die interessante Frage nach dem Ursprung, dem Beginn von Heavy Metal bereits dort, wo es überhaupt erst einmal um eine präzise Bestimmung seiner Merkmale, etwa seiner Unterscheidung hin zum Hardrock geht. Tatsache ist, das sei vorweggenommen, daß es eine eindeutige Unterscheidung beider Richtungen eigentlich nie gab und bis heute nicht gibt, obwohl die Fülle der in Frage kommenden Gruppen durchaus entsprechende Neigungen aufweisen, geht man von bestimmten Merkmalen aus. So schreibt die strenge Interpretation des Wortes "heavy" eigentlich nur Bands vor, die haupt- und tatsächlich über jene "Schwere" verfügen. Dementsprechend kämen von den älteren Bands beispielsweise Led Zeppelin mit einem Teil ihres Repertoires, besonders aber Bands mit vielfach schwer schleppender Rhythmik wie die ursprünglichen Black Sabbath oder Grand Funk Railroad als Urbilder in Frage. Andere der älteren Bands wie Deep Purple, Uriah Heep, Ten Years After oder gerade die vielfach von Heavy-Metal-Rockern verehrten Who fielen aufgrund ihrer zwar harten, nicht aber vorrangig schweren, sondern schnellen Rhythmik heraus, ganz zu schweigen von neueren Bands wie etwa Van Halen, die gerade durch musikalische Veränderungen in letzter Zeit eigentlich längst das Recht verloren hätten, überhaupt als Heavy-Metal-Band zu gelten. Andere Formationen mit pur motorischen, treibenden Merkmalen wie bspw. Motörhead oder teilweise Accept würden eine eigene Geschwindigkeits-, quasi eine Rammel-Kategorie bilden müssen, und der Umstand, daß renommierte Heavy-Bands, wie Led Zeppelin, Black Sabbath oder Judas Priest u.a.m. nicht nur schlechthin eine Vielzahl von schnellen Hardrock-Titeln, sondern sogar ausgesprochen weiche, "schnulzenhafte" Titel, viele mit akustischen Gitarren, produzierten, würde gänzlich zur Verwirrung beitragen. Am Ende könnten dann nur "astreine" Bands wie AC/DC oder Rose Tattoo, die tatsächlich dem Begriff pur entsprechen, als "echte" HM-Bands gelten können. Bliebe also, um den terminologischen Zwangsvorstellungen aus dem Wege zu gehen, festzuhalten: Laute und harte Bands gibt es seit den Anfängen der Rockmusik. Sie zeichneten sich zunehmend besonders durch einen dominant schweren Einsatz der Verzerrertechnik, durch nahe Haftung am Bluesschema, durch enge Bindung von Rhythmusgruppe und Leadgitarre, durch Uberlautstärken, durch wuchtigste Rhythmik aus. Um 1970 folgt nach dem Begriff Hardrock bald der Begriff Heavy-Rock, der noch in der ersten Hälfte der siebziger Jahre zu "Heavy Metal" spezifiziert wird.

"MetaI Massacre"

Neben den älteren der bereits genannten Bands gibt es eine Fülle weiterer, man denke an Mott The Hoople, Blue Cheer, an Atomic Rooster, Blue öyster Cult, man erinnere sich an solche phantastischen Bands wie Mountain, Birth Control, die Jeff Beck Group, Cactus bzw. New Cactus oder an die furiose Family-Besetzung Roger Chapmans. Viele auch wurden weniger bekannt als Nazareth oder Slade, Gruppen, wie etwa Bloodrock, Hard Stuff, Warhorse, Excalibur, Sir Lord Baltimore, Jericho, um nur einige zu nennen. Es bilden sich zunächst in England eigene Heavy-Metal-Hitparaden, erste, spezielle Musikmagazine werden herausgegeben, und Ende der 70er jahre beginnt der Begriff Heavy Metal den Begriff Hardrock immer mehr zu verdrängen, indem er schließlich von Presse und Musikindustrie gänzlich okkupiert wird. Die 8Oer Jahre sind vollends Jahre der Konsolidierung des nach wie vor nicht übermäßig großen, aber kontinuierlich wachsenden Heavy Metal. Besonders im Gefolge der zum Teil außergewöhnlichen kommerziellen Erfolge von Gruppen wie AC/DC, Kiss, Van Halen, Saxon, Rainbow, Judas Priest, Iron Maiden, Ozzy Osbourne, Rose Tattoo, Molly Hatchet, Motörhead, Scorpions, Gary Moore, Def Leppard, Krokus u.a.m. kommt es zu einer ganzen Schwemme neu gebildeter bzw. erfolgreicher werdender Bands, deren kommerzieller Potenzen sich die Musikindustrie durch Vertragsabschlüsse und Verteilung der Vertriebsrechte immer schneller versichert: Accept, Headpins, Samson, Great White, Nightwing, Twisted Sister, Ratt, Thor, W.A.S.P., Night Ranger, Mötley Crue, Ronnie James Dio, Bon Jovi, Venom, Anthrax, Exciter, Metal Massacre, Helion, Tokyo Blade, Bitch, Rated, Compilation III u.a.m. Davon aber mehr im nächsten Heft.
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