Zeitungs-Ausschnitte: Metall / Headless (2)

"HEADLESS - Eisenharte DDR-Band" - Zeitschrift "Loud 'n' Proud" (1990)

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal die auch in diesem Heft abgedruckte 89er Jahresbilanz der Beatkiste, so drängt sich einem der Gedanken auf, dass METALL die Gewinner und Abräumer des letzten Jahres waren. Mit "Easy Rider" und "Vulkane der Erde" blockierten Sven Rappold (b), Roland Tschech (g), Uwe Lerach (g), Thomas Post (v) und Ronald Schulze (dr) souverän die beiden Spitzenpositionen in eben diesen DDR-internen HM-Charts, während der bereits im November 1988 ver�fentlichte Titel "Eisenhart" unter dem Strich immerhin noch Platz 15 behaupten konnte. Für das Jahr 1990 haben sich die ex-METALLer, die sich ab sofort praktisch "KOPFLOS" der Öffentlichkeit pr�entieren, viel vorgenommen. Doch bevor wir in die Zukunft von HEADLESS schauen, klären wir zunächst einmal zusammen mit dem Leader der Band, Sven Rappold, die Frage, warum sich eine Band, die in unserer Republik schon zu einem Inbegriff gutklassigen Metals geworden ist, plötzlich in HEADLESS umbenennt: "Ja, also: 1981 waren wir eine der ersten Heavy-Bands überhaupt, mit der Namensgebung war es dann damals auch ganz einfach, indem wir das 'Heavy' von Heavy Metal weggelassen haben und uns somit METALL nannten. Eines Tages wurden wir dann aber immer wieder mit METALLica oder noch härteren Thrash-Bands verglichen, was wir eigentlich nie beabsichtigten, denn wir standen ja schon immer mehr auf Hard Rock - so hard bis heavy wie SAXON, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, QUIET RIOT... Und zwischen 1986 und 1988 haben uns dann einige Fans so genervt - weil sie uns eben in die Ecke irgendwelcher Thrash-Cover-Bands drängen wollten - so dass wir da einmal für klare Verhältnisse sorgen wollten. Da wiederum erwies sich die Ögfnung der Grenzen als der richtige Zeitpunkt. Der neue Name lag zwar schon vorher vor - wir wussten nur noch nicht wann wir die Umbenennung vornehmen. Und da war das ja nun genau der richtige Augenblick, denn wir wussten, dass man jetzt nicht mehr covern kann und jetzt auch keiner mehr nach Cover-Musik fragen wird. Es kann einfach nicht sein, dass eine Band aus der DDR meinetwegen RUNNING WILD covert, und 30 Kilometer weiter spielen dann wirklich RUNNING WILD! Da macht man sich doch zum Clown!"
Du sagtest, dass ihr 1981 zusammen angefangen habt, loszurocken. Seid Ihr so, wie Ihr damals angefangen habt, immer noch zusammen? "Nein. Ich bin jetzt noch das einzige Gründungsmitglied. Ein Kollege hat damals das Land verlassen, ein Kollege spielt jetzt bei MERLIN - das ist der Dan Uhden. Dann ist damals einer zur Armee gekommen, da hatten wir dann nur noch eine fünf-Mann-Besetzung. Dann mussten der Basser und ich zur Armee... Wiedergekommen, wieder neue Besetzung zusammengetrommelt, die dann erneut durch die Armee auseinandergegangen ist... Dann bin ich zur Reserve gekommen, dann ist die Band nochmal auseinandergebrochen... Doch die Band besteht jetzt so in dieser Besetzung schon seit zwei Jahren."
Wie würdest Du den Stil von HEADLESS charakterisieren und welche Vorbilder habt Ihr? "Unsere Vorbilder sind immer noch diejenigen, die wir in unseren Anfangstagen gecovert haben: JUDAS PRIEST. Und da wir auf gitarrenbetonter Rockmusik stehen, wollen wir diesen Stil so auch in etwa beibehalten."
Ihr habt ja trotz der Mitte der 80er Jahre aufkommenden Thrash-Welle an Eurem eigenen Stil festgehalten. Seid Ihr angesichts der Erfolge solcher Bands wie METALLICA, TESTAMENT und, um einmal in Mitteleuropa zu bleiben, KREATOR und SODOM nie auf die Idee gekommen, so wie andere DDR-Bands auf dieser Woge mitzusurfen? "Nein, auf keinen Fall! Das liegt auch daran, dass wir damals zum Glück noch Veranstaltungshäuser gefunden haben, wo das Publikum auf unserer Musik gestanden hat, sich zwar auch Thrash angehört hat, aber von der dort agierenden Band jetzt trotzdem nicht verlangt hat, auch Thrash zu spielen. Und dann kommt noch hinzu, dass wir musikalisch - alle Mann, so wie wir in der Band sind - noch nie vor hatten, diese Musik zu machen. Das hat wohl auch irgendwie etwas mit der inneren Einstellung zu tun: Wir hätten nie etwas verkaufen können, wenn wir nicht dahinter gestanden hätten. Schliesslich ist es immer zu sehen, ob ein Musiker auf der Bühne das alles mit Freude macht, oder ob er die Sache nur so wie ein Tanzmusiker 'runterzieht. Wir hingegen sehen, dass auch unsere eigene Musik den Leuten gefällt. Das haben wir ja gerade an unserem Hit 'Easy Rider' gesehen: Der Titel hat nicht nur die Rocker und die Heavy-Freaks angesprochen, sondern eben auch Popper. Wir haben ja auch schon in Läden gespielt, wo man Nieten geschweige denn eine Lederjacke suchen musste! Und die alle haben auf unserer Musik gestanden. Und ich bin der Meinung: Wenn wir Musik machen, möchten wir auch die grosse Breite erreichen und nicht nur eben ein ganz konkretes Publikum. Wären wir damals auf den gerade fahrenden Zug aufgesprungen, wären wir heute ebenso in Verruf gekommen, wie jetzt einige andere Bands in unserem noch existierenden Land."
Ihr habt Euch aber nicht nur "bloss" einen anderen Bandnamen verpasst, sondern seid ja jetzt auch an der Erarbeitung eines neuen Konzertprogramms? "Wir haben bereits Anfang Dezember damit angefangen, ein neues Konzertprogramm auszuarbeiten. Der Komponist sämtlicher Titel ist der Roland Tschech, der früher einmal von MEPHISTO kam. Der Roland hat sich schon im November mit dem Uwe zusammengesetzt und neue Titel komponiert, so dass wir ab Dezember im Proberaum voll durchproben konnten, wobei natürlich unser Sänger und Texter parallel dazu die Lyrics entwickelt hat. Momentan sind wir gerade im Proberaum dabei, das Programm etwas auszufeilen und durch den Einbau einiger Drum- und Gitarrensoli etwas abwechslungsreicher zu gestalten."
Situationsgemäß dürften Eure Lyrics ja wohl jetzt in der englischen Sprache an den Mann gebracht werden... "Ja, gleich nach der Umbenennung. haben wir Titel wie 'Eisenhart' und 'Easy Rider' in's Englische umgetextet. Dann haben wir jetzt einen Titel '1989' gemacht, der den Frust und die Ereignisse des gesamten letzten Jahres zum Inhalt hat. Dazu werden wir jetzt demnächst auf dem Kurfürstendamm ein eigenes Video drehen - für das RIAS-TV. Dieses Video werden wir natürlich auch unseren Sendern anbieten."
Wie vereinbart es sich aus Eurer Sicht, dass die DEFA beispielsweise für RAGE ein Video abgedreht hat, für eigene Bands aber nach wie vor nichts übrig hat? Und auf dem Schallplattensektor sieht es ja, zumindest im HM-Bereich, nicht anders aus...! "Mit der Schallplatte haben wir jetzt vor kurzem wieder eine Pleite erlebt. Eigentlich wollten wir jetzt in diesen Tagen unsere eigene Quartett-Single produzieren, doch AMIGA produziert seit ein paar Tagen keine Quartett-Singles mehr. Jetzt sollen unsere vier Titel auf so 'ne Kleeblatt-LP 'rauf, wovon wir natürlich überhaupt nicht begeistert sind. Zwar sollen auf dieser LP dann auch MERLIN vertreten sein - das ist eine Band, mit der wir uns auf jeden Fall identifizieren - doch die dritte Band steht noch nicht fest. Hoffentlich passt die dann auch gut zu uns - nicht, dass das wieder so'n Ding wird, wie die Kleeblatt-LP mit PLATTFORM, MCB und COBRA, die alle drei ja nun überhaupt nicht zusammen passen!"
Eigentlich müsstet Ihr als Band doch Eure Finger auf dem entstehenden Produkt haben und wenn das Angebot dann letztendlich doch nicht das Gelbe vom Ei ist, sagen könen: "Dann wollen wir lieber doch nicht!"? "Also, die Sache mit AMIGA ist jetzt hinter unserem Rücken passiert - eben weil AMIGA ja jetzt so gut wie verkauft ist. Eine andere Sache ist die, dass wir schon oftmals angefragt haben, warum wir unsere Platte nicht auch im Ausland vertreiben können. Wir bekommen nämlich pro Woche mindestens 20 bis 25 Briefe aus der Sowjetunion, und wir wissen somit, dass sich da eine LP von uns bestens verkaufen würde. Zur Antwort bekommt man dann: 'Die da drüben müssen das beantragen.'. Eigentlich müsste das doch umgekehrt sein: AMIGA will doch was verkaufen!!!???"
Nun ja, vielleicht sind die Ereignisse des letzten Herbstes auch an den Sinnesorganen der bei AMIGA dafür zust�änigen "Manager" spurlos vorbeigegangen. Doch eine derart die ökonomischen Sachlagen ignorierende Arbeitsweise wird sich AMIGA demnächst nicht mehr leisten können. Marktwirtschaft ist Trumpf - und in Berlin weiss man schon zu erzählen, dass die EMI dem Laden AMIGA das wirtschaftliche und marktorientierte Arbeiten beibringen will... (von Andreas Schöwe)

Demo-Review - Zeitschrift "Rock Hard" (1991)

Diese Hardrock-Gang aus (Ost-)Berlin legt ein ausgesprochen frisches 6-Track-Demo vor. Beeinflußt vom Hardrock-Kleeblatt der Siebziger (ihr wißt schon, Sabbath, Purple, Heep, Zeppelin) und NWOBHM-Bands, sind sie mittlerweile recht eigenständig geworden, wobei ihre Vorlieben nach wie vor herauszuhören sind. "On The Way" ist der Opener, mit einem Maiden-artigen lntro, dessen Struktur gelegentlich von nervösen Gitarren zerstört wird. Drums und Gitarren bei "Devil's Girl" scheinen von Thin Lizzy zu kommen, die Lyrics sind aber sehr flach. Beispiel gefällig? "Es ist Mondschein, und du springst mich an!" "Bad Boys" hat richtige, vor allem in Live-Konzerten wirkende Stampf- und Klatsch-Passagen. "War Games", eher eine Ballade, ist eine powervolle Hymne geworden, bei der sich selbst die Soli in den Gesamteindruck einordnen. "Run Out Of Time", für mich das beste Stück des Demos, ist ein echter Muntermacher mit einem gewissen Scorpions-Feeling . Der letzte Titel, "Future World",' scheint zunächst "Devil's Girl, Part 2" zu sein, und tatsächlich bestehen Ähnlichkeiten. Aber in diesem Song steckt mehr Aggressivität, am Ende meint man, die ganze Erde sei wirklich in Flammen aufgegangen. Leider ist die Produktion nicht auf der Höhe unserer Zeit, aber das wird hoffentlich demnächst noch was werden. Ansonsten könnt ihr das Demo für 10,- DM bei Sven Rappoldt, Berlin bestellen. (von Jörg Schulz)
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