Zeitungs-Ausschnitte: Pharao

Band-Portrait von PHARAO - Zeitschrift "Neues Leben" (1986)

Entstanden aus der Gruppe REGENBOGEN ist seit Anfang '86 die Berliner Heavy-Metal-Rockband PHARAO aus der Amateurszene unseres Landes. Die Besetzung: Reinhard Lehmann (voc, org.-ltr.), Frank Müller (dr), Micheal Jurischk (g), Christian Dallmann (bg). Nachdem ihre Produktion "Reich der Finsternis" im April im Rundfunk lief, sind weitere Funkaufnahmen für '86 geplant, u. a. "Geboren im Feuer" - ein Song für Afrika. Dieser Titel wird auch der Toumee den Namen geben, die im Sommer anläuft. Am 14. Juni ist die Amateurband der Sonderstufe in der Live-Beatkiste aus Görtitz zu hören.

DDR Metal: PHARAO - Fanzine "Live Wire Nr.19" (1990)

Die friedliche Revolution in der DDR hat's möglich gemacht. Immer mehr Musiker aus dem östlichen Teil Deutschlands verlassen ihre heimischen Gefilde, um die neuen Möglichkeiten des kapitalistischen Westens in Anspruch zu nehmen. So auch die Gruppe PHARAO, die kürzlich in der Zuckerfatrik Stuttgart weilte, um ein Stück Vinyl einzuspielen. Jacky stand uns Rede und Antwort.

Also, ick denke, du willst och was von früher hören, ne. Also, denn fang ick eenfach ma an (ab hier schaltet sich mein automatischer Synchronisator ein). PHARAO ist entstanden aus den Überresten der Gruppe REGENBOGEN. Das war übrigens im Jahre '86 die führende Heavy Metal Band in der DDR. Der Schlagzeuger, der Gitarrist und icke, ich bin der Sänger, wir stammen aus der Urbesetzung. 1984 hat unser damaliger Gitarrist die Band in Richtung Westberlin verlassen, mit dem Erfolg, daß der Rest der Band den Namen REGENBOGEN verboten bekommen hat von unserer damaligen Kulturführung. Wir haben uns damals einfach in PHARAO umbenannt und mit dem gleichen Line Up weitergemacht...
Die Band bestand aus Reinhard "Jacky" Lehmann (v), Frankie Müller (dr), Christian Deimann (b) und Michael Jurisch (g). Wir haben uns ziemlich gut behaupten können in der DDR; aber in dem Moment, als wir uns mehr international ausrichten wollten, wurden wir abgeblockt. Wir haben damals zwei Sachen nicht erfüllt, die aber in der DDR erwünscht waren: zum einen völlig systemtreu zu sein und zum anderen die Titel in Deutsch zu bringen. Da wir englisch gesungen haben, wurden wir von den Rundfunkanstalten boykottiert. Ein großes Problem in der DDR ist es, daß es nur eine Schallplattenfirma namens AMIGA gibt, in deren Vorstand nur alte Leute sind, die mit Heavy Metal überhaupt nichts anfangen können.
Wie habt ihr euch denn euren Status überhaupt erarbeiten können, wenn ihr dauernd boykottiert wurdet?
Eigentlich nur durch Live­gigs. Wir haben so ca. hundertfünfzigmal im Jahr gespielt und hatten zudem für DDR-Verhältnisse eine recht extravagante Show mit viel Licht, großer PA usw. und das hat sich halt rumgesprochen. Na ja und 1988 ging's dann für uns auch international gut ab, weil wir URIAH HEEP bei uns supporten konnten. Zum anderen haben wir auch mit KRUIZ gespielt. Bei der Gelegenheit kamen dann auch gewisse Angebote, eine Platte im Westen zu machen. Und wieder hat man das von höherer Stelle abgeblockt, da wir "nicht politisch trag-bar" seien. Das hat dann derart geschockt, daß unser Bassist und Gitarrist das Handtuch geworfen haben. Da aber eine große Tour mit KRUIZ anstand, haben wir in der Eile zwei gute Studio­musiker gesucht, die mit uns getourt sind. Im Winter '88/89 haben wir dann unser Line Up wieder vervollständigt: Rainer Schmidt (g) und Thomas Rohrich am Bass. Anfang '89 hatten wir dann ein Angebot, in der DDR eine Platte zu produzieren, mit der Auflage, wieder in deutsch zu singen. Das haben wir aber abgelehnt. Es gab daraufhin keinerlei Einigung; ich bin dann ein bißchen ausgerastet und über Ungarn geflüchtet, zu einer Zeit, als noch alle Grenzen zu waren, so richtig durch den Wald, von Hunden gehetzt... Hier in Stuttgart habe ich dann versucht, erste Kontakte zur Schallplattenindustrie zu knüpfen. Natürlich wollte ich mit meinen ehemaligen Kollegen von PHARAO wieder Musik machen; im November habe ich die Jungs dann rübergeholt. Wir haben uns dann schnell mit GAMA geeinigt und haben binnen zwölf Tagen in der Zuckerfabrik eine Platte eingespielt. Das war möglich, weil wir ja im Laufe der Jahre genug Material geschrieben haben. Zur Zeit sehen wir uns allerdings noch nach einem Major um; wenn das klappen würde, nähmen wir die Platte vielleicht noch einmal neu, mit größerem Budget auf.
Seid ihr denn nicht bei GAMA fest unter Vertrag?
Doch, das schon; wir hoffen allerdings einen Majorvertrieb zu bekommen.
Ist PHARAO mit westlichen Bands zu vergleichen?
Eigentlich nicht. Wir sind auf der einen Seite sehr speedig, auf der anderen Seite haben wir viel Traditionelles eingebaut und verarbeitet. Der Gesang ist irgendwie zwischen JUDAS PRIEST und QUEENSRYCHE einzuordnen. Wir sind zum Teil kommerziell, allerdings kann man nicht sagen, daß wir kommerzielle Musik machen.
Auf welchen Markt richtet ihr euch für die Zukunft aus?
Der DDR-Markt ist erst dann wieder für uns interessant, wenn wir dort Geld verdienen können, das heißt, wenn die Ostmark den anderen Devisen angepaßt wird. Bis dahin werden wir uns auf den westlichen Markt konzentrieren. Schließlich wollen wir von der Musik leben und das können wir nicht in der DDR. (von Jörx)

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