Zeitungs-Ausschnitte: Berluc (2)

Band-Geschichte von BERLUC bis 1982 - Buch "Rock" von H.P. Hofmann (1983)

BERLUC: DDR-Formation; urspr. wechselnde Musiker aus BERlin und LUCkenwalde, davon abgeleitet Gruppenname Berluc. Stammbesetzung seit 1974: Dietmar Ränker, Axel Stehr, Manfred Kähler. 1978: Durchbruch mit "Hallo Erde, hier ist Alpha" (Diplom der "Tip-Disko"; in Fernseh-Wertungssendung "Schlager des Jahres"). 1979: fünf Singles und LP "Reise zu den Sternen" (mit akustischen Überleitungen von Titel zu Titel). 1982: 2. LP "100 000 Urgewalten"; "Glaube an dich" wird im Mai 1982 Spitzentitel aller Wertungssendungen und erhält Diplom von Stimme der DDR; Auskopplungen aus der 1. und 2. LP in BRD auf LP "Berluc". Komponisten der Gruppe: insbesondere Axel Stehr und Manfred Kähler; Texte vorwiegend Kurt Demmler; die Arrangements werden im Kollektiv erarbeitet. Dietmar Ränker zum Anliegen der Berluc-Musik: "Rockig, urtümlich, geradeaus, packend, greifbar, machbar, auch tanzbar." Auftritte in Jugendsendungen des Fernsehens der DDR ("rund", "Jugendklub", "Im Konzert") sowie bei Großveranstaltungen ("SoliBeat", "Berlin-Knüller", "Hier um 11"); Tourneen: VR Polen, Ungar. VR, CSSR, Kuba. Besetzung 1982: Dietmar Ränker (ld; dr), Manfred Kähler (voc, g), Axel Stehr (keyb), Detlef Brauer (g), Wolfgang Hoffmann (bg).

"Wir sind die Rocker von der Küste" - Zeitschrift "Neues Leben" (1985)

Längst ist bekannt, dass das nl sich mit schöner Regelmäßigkeit und die jungen, aber auch um renommierte Rockbands unseres Landes kümmert. Nach drei Jahren nun wieder eine größere Notiz über die Rostocker BERLUC-Musikanten. Für ganz vergessliche eine Gedankenstütze: Ber(lin) und Luc(kenwalde) hielten mal zur Namensgebung her, stimmen heute als Wohnsitze längst nicht mehr. Zur Zeit sind die Jungs allerdings häufiger in Berlin anzutreffen als an der Küste, genauer gesagt, in der Brunnenstraße, wo sich das AMIGA-Aufnahmestudio befindet. Noch deutlicher: sie sind beim produzieren neuer Titel für ihre dritte LP. Und an dieser Stelle finden wir den Bezug zur Überschrift, denn so heißt der neue Titelsong der neuen LP, die noch in diesem Monat erscheinen soll. Die Titel sind sehr rockig, einige davon hitverd&suml;chtig. Und die neuen der Gruppe mischen schon recht kr&suml;ftig mit. Verjüngung ist offensichtlich nicht nur bei "Stern" oder "Karat" ein Zauberwort. Zum alten Stamm gehören nach wie vor Sänger Manfred Kähler (Gesang, Gitarre), der viel und eigentlich immer interessanter komponiert, sowie der Motor und Chef der Band Dietmar Ränker (Schlagzeug und Gesang). Keyborder Axel Stehr begnügt sich aus gesundheitlichen Gründen mit gelegentlichen Auftritten bei "Berluc". Der Neue an den Tasten, Rainer Schilling, ist inzwischen auch für einen sauberen Soundteppich bekannt. Intensiv zu hören ist der neue Gitarrist Wilfried Kaminski (Rostocker, Musiker seit Jahren) und seit etwa einem Jahr bei Berluc. Bemerkenswert sein Talent zur Show und seine schnellen Finger. Tino Schultheis, der jüngste und längste von allen, hat den Bass in seiner Obhut, nicht gerade zaghaft, wie man auf der Platte hören wird.
Hat sich 1984 außer den personellen Veränderungen noch etwas neues ergeben? Fragen wir in einer Pause im Studio Bandleader Dietmar Ränker. Von den vielen Informationen die dann von ihm kommen, haben wir eine kleine Auswahl für euch zusammengestellt: "Bekannt ist sicher den meisten nl-Lesern, dass Berluc mit "No Bomb" den Hit des Jahres '83 kreierte. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Anfang 1984 schon wieder einen Hit landen konnten, nämlich den Hit des Monats bei "Stimme der DDR" – ein Ehrendiplom für "Die Erde lebt". Nächster großer Höhepunkt für die Band waren ihre Auftritte während des nationalen Jugendfestivals. Nicht zu vergessen noch davor unsere Sowjetunion-Tournee", sagt Dietmar. "Manchmal hatten wir 2 Konzerte an einem Tag. Tausende Zuschauer, jeden Tag Blumen für uns, freundliche Leute wohin wir auch kamen. Und dann die deftige russische Küche. All das sind schon Eindrücke die man nicht so schnell vergisst. Am 1. Mai gab es im sowjetischen Fernsehen eine Sendung über "Berluc" mit einigen Liedern und dazwischen Interviews. Eine tolle Sache für uns war auch die Tour mit dem tschechoslowakischen Auto-Rodeo quer durchs Land. Wir traten im Wechsel mit den Puhdys auf. Manche Veranstaltungen wurden zu regelrechten Volksfesten."
Damit wir hier kein einseitiges Bild von "Berluc" zeichnen, fragen wir auch nach Problemen in diesem Jahr. "Da gab es zum Beispiel dies: der W50 hatte einen schweren Schaden und "Berluc" den Kalender voller Termine. Eine so agile Band, die fast täglich tourt, ist geschlagen, wenn die Transportmittel versagen. Da können sich technische Schwierigkeiten zu einem Riesenproblem ausweiten. Das zweite: das leidige Textproblem. Manfred und Axel schreiben ständig dufte Meldodien, aber die Texte 'ranzukriegen, die dazu passen sollen, ist immer noch ziemlich kompliziert. Da rühren sie mächtig; nutzen Gespräche mit dem Publikum, mit Freunden, Kritikern und - bleiben am Ball."
Das übrigens wollen sie auch im Jahre 1985. nl wünscht Dietmar und seinen Jungs, dass auch weiterhin bei ihnen der Ofen angeht. (von Barbara Lammel)

"Rocker von der Küste" - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1986)

Dieser Tage war wieder einmal von BERLUC zu hören – ihre dritte LP "Rocker von der Küste" erschien in unseren Plattenläden. So wie ein namhafter Kollege (Jürgen Kerth) von sich sagte, er sei ein mittelgroßer Dauerbrenner, so trifft das in der Rockbranche auch für BERLUC zu. Den bisher größten Erfolg ihrer Musikerkarriere hatten sie 1983 mit dem Hit "No Bomb". In der Folgezeit gab es noch diverse andere Diplome und Auszeichnungen (Hit des Monats u.ä.). "No Bomb" ist denn auch auf der LP vertreten, auf Seite eins mit den älteren Werken "Fieber", "Die Erde lebt" und "Gradaus". Die zweite Seite ist neuerer Musik vorbehalten, eine Mixtur aus gewohnt Hartem und sehr schönen Rockballaden. "Das in hundert Jahren" ist verdientermaßen Schluss- und Höhepunkt der gesamten Platte.
Zeitlich liegen zwischen den zitierten Musiken eine Menge Veränderungen, vor allem personell. Man kann bei BERLUC getrost sagen, das die Verjüngungskur eine echte Erfrischung des BERLUC-Sounds mit sich bringt. Von der alten Mannschaft sind nur noch Bandleader Dietmar Ränker (dr, voc), und Manfred Kähler (voc, g) dabei, neu der Bassist Tino Schultheis, an der Gitarre Wilfried Kaminski und der Keyboarder Rainer Schilling.
1984 gab es auch der Gelegenheiten genug, sich aneinander zu gewöhnen und auszuprobieren. Im April war es eine ausgedehnte UdSSR-Tournee, danach wurde bei AMIGA im Studio gearbeitet, im Sommer begleiteten sie das tschechoslowakische Auto-Rodeo durchs Land und immer wieder wurde experimentiert mit neuen Musiken, neuen Texten und Stilrichtungen. Das Material für eine weitere Single liegt inzwischen vor. "Zeig dein Gesicht" soll sie heißen, die A-Seite. Bisher stammten die Texte fast ausschließlich von Kurt Demmler, heute beteiligt sich Burkhard Lasch maßgeblich an den Worten, die meist zur Musik aus der Feder von Manfred Kähler auf Bühne und Platte gesungen werden. Auch Ex–Keyboarder Axel Stehr will wieder verstärkt für BERLUC komponieren. Ihm hat die Gruppe immerhin einige Erfolge der letzten Jahre zu verdanken.
Daran beteiligt sind ganz sicher auch die bewährten Platten–Macher Volkmar Andrä und Helmar Federowski, die versuchten, die so sehr auf Live-Arbeit orientierte Band so angemessen wie möglich auch auf Langspielplatte zu präsentieren. Offensichtlich ist es kein Zufall, das BERLUC mit "Das in hundert Jahren" mittlerweile schon wieder erfolgreich in den Wertungssendungen des Rundfunks läuft und im Konzert auf ein mitsingendes Publikum trifft. Der Kompromiss zwischen hart und soft, wie er bei BERLUC zumindest angeboten wird, ist nicht nur ein internationaler Trend, sondern hat auch hier seine geneigte, zugegeben meist sehr junge Hörerschaft. Warum auch nicht! (von Barbara Lammel)

"Im Blickpunkt - Berluc 1986" - unbekannte Zeitschrift (1986)

Als BERLUC vor Jahren den ersten Erfolgstitel "Hallo Erde, hier ist Alpha" einspielte, ahnten die Musiker noch nicht, dass das Erscheinungsdatum des Titel fast genau mit dem Start des ersten DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn zusammentreffen würde. Aber nicht ausschließlich dieser glückliche Zufall war für den durchschlagenden Erfolg des Hits verantwortlich. Er wurde der meistgespielte DDR-Rocktitel in tausenden Diskotheken, in keiner einschlägigen Funk- oder Fernsehsendung fehlt "Hallo Erde...".
1979 folgte die erste Langspielplatte "Reise zu den Sternen", die der eingeschlagenen Thematik treu blieb. So wurde BERLUC zu den "Kosmos-Rockern" der Szene. Nicht immer waren sie mit dieser Prägung zufrieden. Sie suchten nach Texten, die ihnen mehr Vielfalt boten und so kamen sie mit ihrer zweiten LP "Hunderttausend Urgewalten" mit einem Fuß auf die Erde zurück. Ihre zielstrebige Hartnäckigkeit half ihnen, mehrfache personelle Umbesetzungen zu bewältigen. Band-Chef Dietmar Ränker (Schlagzeug) und Manfred Kähler (Gesang und Gitarre), die zum alten Kern von BERLUC zählen, hatten durch Wilfried Kaminski (Gitarre), Tino Schultheis (Bass) und Rainer Schilling (Tasteninstrumente) jungen Musikerzuwachs gewonnen. Ungebrochener Popularität erfreut sich BERLUC bei Live-Konzerten. Hier gibt die Band, was drin ist.
Das geschieht zunehmend mit Bezug auf Irdisches, als "Rocker von der Küste", so der Titel der dritten LP. Mit der polnischen Gruppe "LOMBARD" verbindet sie seit einer gemeinsamen Tour eine kollegiale Freundschaft. So haben sie auch eine Cover-Version des Lombard-Titels "Prezy to Sam" in ihr Konzertprogramm aufgenommen. Ungekünstelt und direkt lieferten die BERLUC-Musiker mit "Die Erde lebt", "Tausend Hände" und "Dass in hundert Jahren" überzeugende Titel zur aktuellen Friedensthematik. Kaum zufällig war ihr "No Bomb" immer wieder bei "Rock für den Frieden" musikalischer Aufmacher vieler Programmteile. (von Barbara Lammel)
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