Zeitungs-Ausschnitte: Blitzz (1)

"Rock von den Prinzzen" - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1985)

Kerstin Radtke (voc), Thomas Feiler (g), Jens Hellmann (bg), Gerrit Penssler (dr) und Karl-Heinz Schüller (keyb) gründeten im Herbst 1982 PRINZZ und abgesehen von einem kurzen Ausflug Pensslers zu Ergo, blieb die Besetzung der Erfurter Band bis heute konstant. Mit "Ich steh' auf DT 64" hatte PRINZZ den ersten überregionalen Erfolg - der Titel lief in einschlägigen Wertungssendungen. 1984 folgten weitere Funkproduktionen, Auftritte in "STOP! Rock" und auf der "Kleeblatt"- LP Nr. 11 war die Gruppe mit drei Titeln vertreten.
Im Sommer letzten Jahres tourte PRINZZ mit dem "Auto-Rodeo", im Herbst bekam Kerstin Radtke beim Dresdner Kleinen Schlagerfestival "Goldener Rathausmann" den ersten Preis und den der Presse. Unlängst fungierten die Erfurter erneut als Begleitband Heinz-Jürgen Gottschalks bei seiner Funkproduktion "Wird ein Leben neu geboren", im Mai ist ein "rund"- Auftritt der Band geplant, auch stehen neue Rundfunkproduktionen ("Im Traum", "Mama") ins Haus.
Eine Menge Arbeit ist nötig, um ihr Konzept - eingängige Rockmusik mit guten Texten - zu verwirklichen und das Team nutzt die Unterstützung der Weimarer Musikhochschule, um theoretisch sowie instrumental sattelfest zu werden. Auf 20 Titel soll jetzt das Konzertprogramm erweitert werden und PRINZZ arbeitet an einer Show.

Band-Porträt PRINZZ - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1986)

Gerrit Penssler (Schlagzeug), Thomas Feiler (Gitarre), Karlheinz Schüller (Keyboards) und Jens Hellmann (Baßgitarre) trafen sich im Herbst 1982 im Erfurter Musikantenklub. Zwischen 18 und 25 Jahre waren sie damals alt. Ihr Ziel: "Wir wollen rhythmisch betonten Rock anbieten, der die jungen Leute interessiert" Der Sängerin Kerstin Radtke gefiel die Musik der Gruppe, sie ist von Anfang an dabei. Ihr musikalisches Vorbild ist Helen Schneider, eine Rocksängerin aus den USA, die vor einigen Jahren auch hier bei uns im Palast der Republik auftrat. Ein Name für die Gruppe wurde auch schnell gefunden: "Prinzz".
Ein Jahr später erhielten die fünf bei der Werkstattwoche der Jugendtanzmusik in Suhl bereits einen Förderpreis der FDJ. Ihre Titel "Ich wart' auf dich", "Liebe im Fahrstuhl" und "Ich steh' auf DT 64" alle selbst komponiert und getextet wurden schnell bekannt. Der Grund: Die Texte sind einfach und verständlich, die Musik ist unbekümmert und direkt. 1984 wurde Prinzz von den Lesern des Jugendmagazins "neues leben" zur beliebtesten Amateurband gewählt. Und Kerstin Radtke erhielt beim "Goldenen Rathausmann", dem Kleinen Schlagerfestival in Dresden, einen ersten Preis und den Preis der Presse. Selbstverständlich, daß Prinzz auch bei "Rock für den Frieden" dabei war. Auch ihre neuen Titel, "Alle wollen nur seine wunderschöne Freundin kennenlernen", "Mama" und "Im Traum" laufen gut.
Kerstin studiert an der Musikhochschule "Franz Liszt" in Weimar Gesang, jetzt bereits im 3.Jahr, und auch für ihre "Prinzzengarde" ist die Musik noch immer liebste Freizeitbeschäftigung neben Beruf und Studium. Zur Zeit arbeiten sie an einer eigenen Show mit 20 eigenen Titeln.

"Wer küßt die Prinzen wach?" - Zeitschrift "Metal Hammer" (1989)

Musiker ist ein Beruf wie jeder andere. Zumindest in der DDR. Und das führt zu einigen Nachteilen für die Musiker. Die dürfen nämlich nicht einfach ein Instrument in die Hand nehmen und dann auftreten. Oder gar mal eben so 'ne Platte machen. Kommt gar nicht in Frage. Wie gesagt, Musiker ist ein Beruf wie jeder andere. Das heißt für den DDR-Mucker, vor allem wenn er hard und heavy ist, daß er seine Befähigung, den Beruf eines Musikers auszuüben, erst einmal nachweisen muß. Vor einem Prüfungsausschuß. Eine abgeschlossene Berufsausbildung als Musiker, der Besuch (mit Abschluß natürlich) eines Konservatoriums oder ähnliches reicht als Nachweis völlig. Oder der buchhalterische Beweis, daß man als Musiker mit Musik tatsächlich genug Geld verdient, um problemlos überleben zu können. Ohne die Anerkennung als prossioneller Musiker, beglaubigt und bescheinigt, in der Tasche, läuft in der DDR so gut wie nichts. Mit dieser Regelung müssen sich auch die Jungs und das Mädchen von Prinzz, inzwischen durchaus eine Profi-Band im Arbeiter- und Bauernstaat, ständig arrangieren. Zumal sie in einer Ecke aktiv sind, die herzlich wenig mit deutschem Liedtum, umso mehr aber mit internationalen HM-Standards zu tun hat und neuerdings auch noch, ein Sakrileg, in lupenreinem Angelsächsisch singen, statt in volkstümlichem Ost-Sächsisch.
Wie auch immer, in der sozialistischen Sowjetrepublik Litauen, die Band trat dort vor etlichen tausend Zuschauern auf dem Lituanika-Festival auf, kam ihr angelsächsisches Material hervorragend an. Was nicht weiter verwunderte, da Prinzz, wenn auch gelegentlich unüberhörbar inspiriert von Anthrax oder Metallica, sehr wohl eine Band von sozialistischer wie kapitalistischer Oberhaus-Klasse ist. Was, nicht nur, aber doch zu einem großen Teil, ein Verdienst der Sängerin Kerstin Radtke sein dürfte. Die nämlich sieht nicht nur gut aus, sondern kann zudem noch singen. Entsprechend gewaltig (ohne Doppelsinn!) kommt sie auf der Bühne. Kein Wunder, daß in der DDR Metal-Fans zuhauf anreisen, wenn Prinzz livehaftig angesagt sind. Genau dieser Umstand ist es jedoch auch, der hin und wieder zu Problemen führt, "Veranstaltungen müssen bei uns generell von der Volkspolizei genehmigt werden. Irgend so ein Mensch im Volkspolizei-Kreisamt, meistens schon so um die fünfzig Jahre alt, entscheidet dann, ob man spielen darf oder nicht. Diese Entscheidungen werden sehr willkürlich getroffen. 'Kommen viele Langhaarige??? Ja?! Dann verbieten wir das mal besser.' Damit ist man als Band automatisch auf einer schwarzen Liste, die an alle Veranstalter des Kreises geht. Das kommt praktisch einem Auftrittsverbot gleich." Prinzz wissen, wovon sie reden, denn im Kreis Saalburg sind sie selbst betroffen. Das Musikerleben ist hart in der DDR.
Systemunterschiede: In der BRD hat jeder Mensch das RECHT auf Arbeit, in der DDR hat jeder Bürger die PFLICHT zur Arbeit. Das beseitigt zwar auf dem Papier das Problem der Arbeitslosigkeit, führt aber auch gelegentlich zu haarsträubenden Auswüchsen. "Wenn dieser Pflicht nicht nachgekommen wird, dann geht's ohne Umschweife ab in den Knast. Wer länger als drei Monate nicht arbeitet, bekommt Ärger mit dem Arbeitsamt. Eine Ausnahmeregelung gibt's nur dann, wenn man dem Amt nachweisen kann, daß man von von Haus aus gut genug betucht ist, seinen Lebensunterhalt ohne Arbeit bestreiten zu können - was natürlich kaum jemand kann." Entsprechend schwer haben's Amateurmusiker in der DDR. Amateure müssen eine reguläre Arbeitsstelle haben, sonst werden sie erst gar nicht als Musiker zugelassen - und haben damit auch keine Chance, irgendwo aufzutreten. Außerdem muß man ein Zertifikat der Arbeitsstelle vorweisen können, in dem bestätigt wird, daß man ein gesetzestreuer und braver Bürger ist." Ein fragwürdiges System und reichlich entnervend für diejenigen unter den Amateuren, die genug Gigs haben, um davon halbwegs bequem leben zu können. dennoch aber jeden Morgen um sechs Uhr zur Arbeit müssen.
Probleme anderer Art haben Profibands wie Prinzz. "Es gibt bei uns keine privaten Konzertveranstalter Agenturen, sondern nur staatliche Konzert- und Gastspieldirektionen auf Kreis- und Landesebene. Über die muß jeder Konzertvertrag laufen - auch dann, wenn man direkt mit dem örtlichen Veranstalter gedealt hat. In solchen Fällen haben die zwar keinen Handstreich für die Band getan, kassieren aber dennoch Gebühren, Beteiligungen und was auch immer. Wie bereits erwähnt, ist Prinzz eine der populärsten DDR-Bands und dazu eine Gruppe, die gegen jede internationale Konkurrenz spielend bestehen kann. Trotzdem gibt's Prinzz nicht auf Vinyl, obwohl sie schon häufiger für Radio und Fernsehen gespielt und aufgenommen haben. "Amiga (die staatliche Plattenfirma) ist an uns interessiert, das heißt wir werden irgendwann mal eine Schallplatte einspielen dürfen. Das kann aber noch Jahre dauern, denn die haben nur ein beschränktes Vinyl-Kontingent, da kann es bis zu zwei Jahren dauern, bis man an der Reihe ist. Das ist uns jedoch ganz recht so, denn im Moment haben wir noch nicht genug starkes eigenes Material." Das typische DDR-Dilemma, im Westen allerdings bis vor einigen Jahren ebenfalls noch aktuell: Das Publikum traut den eigenen Bands nichts zu. Es will nachgespielte Songs irgendwelcher westlicher Bands, Top 50-Material. Gruppen, die versuchen, eigene Songs zu schreiben und zu spielen haben, es in der Regel sehr schwer, akzeptiert zu werden. Prinzz haben inzwischen den großen Sprung von der Coverband zum akzeptierten Act mit nahezu ausschließlich eigenem Material geschafft und werden östlich der Elbe immer beliebter. Was nicht weiter wundert, denn sie sind ... aber das hatten wir schon.
Ungewöhnlich für DDR-Verhältnisse ist immer noch der englische Gesang. Der bringt, neben der gewonnenen Internationalität einen weiteren Vorteil mit sich: "Wir machen immer wieder Tapes und Aufnahmen für den Rundfunk. Die haben dort eigens ein Lektorat, das sich nur damit beschäftigt, die Texte auf eventuelle jugendgefährdende, antisozialistische oder sonstige nicht konforme Inhalte durchzuhören. Mit der englischen Sprache tun sich einige der Lektoren ziemlich schwer, so daß uns manche Inhalte leichter durchgehen, die normalerweise zensiert werden würden." Ein Song übrigens, der im Rundfunk gespielt worden und dort nicht unbedingt gut angekommen ist, entwickelt sich inzwischen zu einem echten Prinzz-Hit. "Tarantella" heißt das Ding und wäre auch in unseren Landen durchaus eine Chartsnotierung wert.
Hoffen wir, daß es bald gelingt, Prinzz auf das magisehe Vinyl zu bannen und daß fürderhin möglich wird, was in der musikalischen Kooperation mit der UdSSR fast schon Alltag ist: Uneingeschränktes Touren für deutsche Bands Ost und deutsche Bands in alle Himmelsrichtungen und Regionen dieser Erde ohne antiquierte Grenzprobleme oder ähnliches. (von Edgar Klüsener)

"Life in Wolgast" - Fanzine "Loud 'n' Proud" (1990)

Es ist schon erstaunlich, was da zur Zeit in unserem Lande alles vor sich geht. Sicherlich ist einiges dabei kritikwürdig. Doch zu den positiven Dingen der neuen Zeit zählt u.a. auch der Fakt, das solche Veranstaltungen, wie das am 10. Februar 1990 vom "Heavy Metal Fan Club e. V. MIOELNIR" in Zusammenarbeit mit dem Clubhaus der Peene-Werft Wolgast organisierte Konzert mit der bundesdeutschen Band HOLY MOSES und der Erfurter Gruppe BLITZZ, jetzt relativ problemlos möglich geworden sind. Was vor wenigen Wochen noch als undenkbar galt, ist somit heute zur festen Realität geworden: Fans aus Ost und West bei einem deutsch-deutschen Heavy-Metal-Meeting im Norden.
Beide Gruppen stellten sich mit einem 90-Minuten-Set vor, wobei BLITZZ als Support von HOLY MOSES einen sehr schweren Stand hatten. Die Musiker, die bis auf das ANTHRAX-Cover "Antisocial" ausschließlich eigenes Material vorstellten, überzeugten aber durch komplexe Titel mit ausgefeilter Harmonik und superben Arrangements. Auffallend war ferner die Souveränität, mit der Front-Frau Kerstin Radtke on stage agierte und nicht nur das Publikum, sondern sich MIT dem Publikum unterhielt. Alles in allem: BLITZZ stellten sich hier in Wolgast hochgradig professionell vor und untermauerten damit ihre Spitzenposition unter den Metal-Bands der DDR.
Höhepunkt des Abends waren natürlich die 1979 in Aachen gegründeten HOLY MOSES. Die Band, die spätestens seit dem Erscheinen ihres dritten Longplayers "The New Machine Of Liechtenstein" zu den besten Thrash-Bands der Bundesrepublik gehört, stellte sich in einer Top-Form vor. Angeführt von ihrer überaus attraktiven Sängerin Sabina Classen, spielten sich HOLY MOSES vorwiegend mit Kompositionen ihres letzten Longplayers in die Herzen der etwa 350 anwesenden Fans. Ein besonderer Leckerbissen für alle Heavy-Metal-Fans war dann die gemeinsame Aufführung des AC/DC-Klassikers "Highway To Hell", bei dem alle Musiker noch einmal auf der Bühne standen. Don't forget the roots - in diesem Sinne kann man nur auf eine baldige Realisierung eines ähnlichen, leider in unseren Breiten immer noch viel zu raren Konzertereignisses hoffen. (von Thomas Pfennig)

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