Zeitungs-Ausschnitte: Hardholz

Steckbrief von HARDHOLZ - Zeitschrift "Profil - Methodik zur Tanzmusik" (1987)

Besetzung: Frank Brill (dr, g, voc), Student Maschinenbau; Michael Brill (bg), Elektroingenieur; Lutz Edelhäußer (g, voc), Elektromechaniker; Stephan Buchfeld (voc), Student Maschinenbau; Jürgen Anschütz (Tontechnik), Elektromechaniker; Bernd Raab (Lichttechnik), Tischler
musikalische Qualifizierung: Nur Michael besitzt einen Musikschulabschluß in der Sonderstufe, er hatte außerdem Privatunterricht. Alle weiteren Bandmitglieder sind Autodidakten. Frank und Lutz nehmen derzeit Privat- bzw. Musikschulunterricht in Weimar.
Repertoire/Stilistik: melodischer Hard Rock und Heavy Metal
Vorbilder: Scorpions sowohl unter musikalischem Aspekt (besonders mit Blick auf ihre Rockballaden) als auch hinsichtlich ihrer Ausstrahlung; Iron Maiden als Vorbild für Rhythmik, Satzgesang und Gitarrenarrangement; Possenspiel bezüglich der Publikumswirksamkeit
Entwicklung: 1984 gegründet, noch im gleichen Jahr Sonderstufe; 1985 Fördervertrag mit dem BKK Erfurt; 1986 Produktion zweier Titel beim Sender Weimar; Teilnahme an der 8. FDJ-Werkstattwoche der Jugendtanzmusik in Suhl, dort Produktion eines weiteren Titels fr den Rundfunk der DDR, der mittlerweile erfolgreich in der "Beatkiste" gelaufen ist, Auszeichnung durch den Zentralrat der FDJ fr hervorragende Leistungen mit einer weiteren Studioproduktion; "Hervorragendes Volkskunstkollektiv der DDR"
Standpunkt: HARDHOLZ hat sich schon immer dem Heavy Metal verschrieben schrieben - der persönliche Geschmack der Musikanten. Daß diese Musik gerade in letzter Zeit eine so stark anwachsende Popularität verzeichnen kann, liegt unserer Meinung nach darin, daß sie eine Alternative zur breiten Masse der Popmusik darstellt. Darin sehen wir die Gründe fr den internationalen Aufschwung des Heavy Metal, der sich auch auf unsere Rockszene auswirkt. Er ist als Stilistik sehr vielseitig. Es gibt eine breite Palette musikalischer Mittel um Gefühle oder Probleme auszudrücken. Und die reicht von absolut ruhigen, eigentlich schon gar nicht mehr Heavy-Tönen, bis zu kraftvollen, powergeladenen, actionmäßigen Parts. Unsere eigenen Texte greifen Alltägliches Jugendlicher auf, die wir mit möglichst umgangssprachlichen Mitteln und etwas Witz auszudrücken versuchen. Seitens der Veranstalter treffen wir gelegentlich auf Skepsis gegenüber Bands unserer Sparte, wahrscheinlich aus Furcht vor dem "bösen" HM-Publikum. Vielleicht ist sie auch zum Teil berechtigt. Wir hatten jedoch noch keine Schwierigkeiten mit den Fans. Das heißt natürlich, daß wir uns bemühen, als Heavy-Band sehr verantwortungsbewußt mit ihnen umzugehen. Unser Ziel besteht in der immer weiteren Vervollkommnung der Professionalität des eigenen Repertoires, gemessen an internationalen Vorbildern bei weiterer Ausprägung eines eigenen Stils.

"Axe-Attack aus dem Thüringer Wald" - Zeitschrift "Metal Hammer" (1990)

Thüringens Töchter und Söhne scheinen dem Heavy Metal besonders stark verfallen zu sein. Wie sonst ist es erklärbar, daß mit BLITZZ, HOWLIN' MAD und ROCHUS gleich drei der prominentesten Bands East Germany's die frühere Bezirks- und jetzigen Landeshauptstadt von Thüringen, Erfurt, ihre Heimatstadt nennen? Ein paar Kilometer weiter westlich, in der Nähe von Gotha ist dann auch das vierte Aushängeschild thüringerischen Schwermetalls zu Hause: HARDHOLZ.
Die Bandbiografie der "Hardhölzer" liest sich für damalige ostdeutsche Verhältnisse schon fast traumhaft und dürfte wohl gleich mit ein Ausdruck für das professionelle Engagement des Fünfers sein: Bereits im Gründungsjahr 1985 erlangte man den Status einer "Rockband der Sonderstufe" (die nächste Stufe in der zu diesem Zeitpunkt gültigen staatlichen Hirachie wäre die heißbegehrte Anerkennung als Profi-Musiker). Eine halbwegs professionelle und radiotaugliche Produktion eigener Titel wie "Asphaltlady", "Tannhäuser" und "Winter der Gefühle" sowie ausgedehnte Touren, die Hardholz sogar 14 Tage lang nach Polen verschlugen, standen die nächsten drei Jahre auf dem Arbeitsplan beziehungsweise im Tourkalender.
Besonders der Mut, nicht unbedingt auf der momentan angesagten Thrash-Welle mitsurfen zu wollen, sondern sein eigenes Ding kompromißlos durchzuziehen, hoben Hardholz aus der einheimischen Szene mit heraus: Die Gebrüder Frank (d) und Michael Brill (b), die Gitarristen Lutz Edelhäuser und Lutz Rödiger sowie Sänger Stephan Buchfeld haben einen Sound kreiert, der in etwa vergleichbar wäre mit einer Mischung von Klangstrukturen a la Metallica und Iron Maiden. Gerade der Gesang von Stephan Buchfeld weist große Parallelen zu dem von Bruce Dickinson auf, während die Axemen einen ähnlich harten und trockenen Klang zu reproduzieren wissen, wie Mr. Hetfield und Co. Der nötige Schuß knallharter Power im Sound von Hardholz fällt dabei zu keinem Zeitpunkt den zahlreichen Melodiebögen zum Opfer. Auch Live bietet man dabei nicht nur dem Ohr sondern auch dem Auge anspruchsvolles: Eine effektvolle Lichtshow, eine Bodybuilding-Show sowie Pyroeffekte vom Feinsten sorgen für eine entsprechende optische Unterhaltung sowie Abwechslung.
Und obwohl bei Hardholz - im Vergleich zu anderen Kapellen zur damaligen Zeit - die ansonsten problematische Zusammenarbeit zwischen einer Heavy Metal-Band und den örtlichen Kulturbehörden relativ gut funktionierte, kam es dann im vergangenen Jahr doch noch zum üblichen Eklat mit den höheren und übergeordneten staatlichen Stellen in Berlin: Anlaß bot dabei die textliche Umsetzung einer thüringischen Sage. "Wieland, der Schmied" hieß das Stück und war nach Meinung der werten Herrschaften (denen wohl selbst das Grimmschen Märchen "Hänsel und Gretel" als zu gewaltverherlichend erscheinen und somit ihrer Zensur zum Opfer fallen würde) vom Text her viel zu brutal und blutrünstig ausgefallen. Die daraufhin zwangsweise überarbeitete Fassung durfte dann letztendlich den Ather passieren, obwohl der Wortbeitrag nun kaum noch etwas mit der Grundidee der Story zu tun hatte und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde.
Doch solche behördlichen Schildbürgerstreiche dürften nun endgültig der Vergangenheit angehören. Stattdessen heißt es nun, sich auch in einer geeinten deutschen Metal-Szene zu beweisen. Und mit ihrer professionellen Eionstellung sowie ihrer Originalität dürfte es den fünf Thüringern nicht schwer fallen, auch hier zu bestehen. (von Andreas Schöwe)

"In Concert: Howlin' Mad und Hardholz Bad Langensalza (DDR)" - Zeitschrift "Desaster Vol.1" (1990)

..... Eine Stunde später erklommen dann die Rocker aus dem Thüringer Wald die Bühne. Mystisches Intro und Pyroexplosionen machten auf die angekündigte Mystic Dream Tour-Show von Hardholz gespannt. Doch was nun folgte war reinste Debakel!
Opening Song war ein Manowar-Klassiker, den die Band mehr als schlecht darbot. Nach dem endlich das aus eigener Feder stammende "Tannhäuser" erschallte, vergewaltigte man anschließend Metallicas "Whiplash". Zur Inszenierung ihrer neusten Produktion "Wieland der Schmied" holten Hardholz einen Macho- Muskelprotz auf die Bühne, der mit einem Vorschlaghammer nach bester Thor- und Manowar-Manier herumwirbelte. Um diesem Klischee entgegenzuwirken, schoben die fünf Holzhackerbuben plötzlich Gary Moores "After The War" nach, was für mich wie eine 360 Grad-Wendung aus dem Stand wirkte.
Wenn Hardholz hiermit mystic Dreams suggestieren wollen, dann zieh ich doch lieber einen Alptraum a la Freddy Krueger vor. (von Carsten Schleichardt)

Demo-Review - Zeitschrift "Rock Hard" (1991)

Auf einige Erfolge können HARDHOLZ ja bereits verweisen, sie haben sogar den großen Umschwung, in dessen Ergebnis die Kids sich aussuchen konnten, welche Konzerte sie besuchen, weil plötzlich das Angebot viel riesiger war, recht gut verkraftet. Auch ihr 8-Track-Demo weist musikalisch eine ganz gute Qualität auf. Vom Sound her kann man das nicht unbedingt sagen, aber da ich die ihnen zur Verfügung stehende, primitive Technik kenne, muß ich gestehen, da/szlig; das Ergebnis noch beachtlich ist. Sie befinden sich in der Maiden/Metallica-Tradition, womit ich aber feststellen möchte, daß in Richtung des härteren Bereiches Metallica auch die absolute Schallmauer darstellt. Drei der Titel kennt man schon vom "Speed Up"-Sampler, solide, aber altbacken. Mit "Magic Number 69" geben sie sich in bester Power Metal-Tradition, bei "Hail To Metal" gewollt heavy (der Anfang klingt seeehr Metallica-beeinflußt), während "Dragonslayer" einen leichten Speed-Touch hat. Besonders gefallen mir dabei die zwar halbherzigen, aber doch zum Song passenden Schreie des Sängers Stephan. Dennoch gefällt mir das Instrumental "The Feeling Of Mystic Power" am besten, wahrscheinlich wegen der Gitarrenarbeit, die übrigens bei den meisten Songs des Demos ziemlich akzeptabel ist. Auch der letzte, bislang unerwähnte Track "Charon" hat etwas ungemein Aktivierendes. Textlich meist mystisch oder "sagenhaft", manchmal noch etwas unausgereift, sind sie auch "on the right way". Ich freue mich schon auf ihr nächstes Werk. Das aktuelle Teil könt ihr für 10,- DM ordern bei H. Schlupp, Tarnbach-Dietharz. Womit zum Schluß noch gesagt wäre, daß die Burschen aus Thüringen stammen. (von Jörg Schulz)
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