Band-Geschichte von PRINZIP bis 1982 - Buch "Rock" von H.P. Hofmann (1983)PRINZIP: DDR-Gruppe; 1974 als Rocktrio gegründet: Jürgen Matkowitz (ld; ld-g, voc; comp), Frank Czerny (bg, voc), Klaus Scharfschwerdt (dr, voc). Erfolgreich mit unbekümmert-geradlinigem Rock. Sieger beim Intertalente-Wettbewerb der DDR-Fernsehreihe "rund" (1974). Funkproduktionen und vordere Plätze in Wertungssendungen mit "Der große Star", "Sieben Meter Seidenband". 1977: Erweiterung zum Quartett durch Rainer Kirchmann (keyb; comp); neben rhythmischen Titeln nun auch Rock-Balladen (fgl. Amiga-LP "Feierrock" , 1978, mit Titeln in Trio- und Quartettbesetzung); zweimal Diplom der "Tip-Disko" des Senders "Stimme der DDR" für "Supernummer" und "Feuerrock"; weitere Erfolgsnummern: "Fleig, flieg Engel", "Weit ist die Straße"; Themenkreis erweiterte sich durch Zusammenarbeit mit den Textautoren Kurt Demmler und Jan Witte. 1979: Kunstpreis der FDJ; Teilnahme an der Internationalen Popsession in Sopot; 1979 ging K. Scharfschwerdt zu den Puhdys, fü ihn kam Bernd Hauke. 1980: LP "Der Steher" (in Quartettbesetzung); durch Ausscheiden des Keyboarders wurde Musik härter, kraftvoller, gitarreorientierter; Ende 1980 kam Ralf Bursy (voc) hinzu; ab Anfang 1982 mit Bodo Huth (bg). Jetzige Besezung: Matkowitz, Bursy, Huth, Haucke. Neuere Titel werden komplett im Kollektiv erarbeitet, so z.B. "Hallo Mary-Lou" und "Pi-Pa-Po" (Text und Musik Prinzip). Auslandgastspiele: Sowjetunion, CSSR, VR Polen, Ungar. VR, Mocambique, SR Rumänien."Wir reiten mit dem Sturm" - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1983)Obwohl aller guten Dinge drei sind, steht dennoch zu hoffen, daß die nun bald bei AMIGA erscheinende dritte Prinzip-Langspielplatte nicht die letzte ihrer Art sein wird. Dazu gibt es für meine Begriffe zu wenig Rockbands, die mit härtester Rock-Idiomatik operieren, die die Seele der Rockmusik tanzen lassen, wie man es gemildert poetisch verlauten lassen könnte... Prinzip jedenfalls ist dieser liebenswerten Neigung traditionell und vielleicht noch neben dem vormaligen Gestus von Keks für unser Land par excellence verpflichtet, und so nimmt es dann auch nicht wunder, wenn die neue Platte, mit Namen übrigens "Wir reiten mit dem Sturm", derartige Parameter auf neuer Stufe nachweist. AMIGA bot mir die Möglichkeit, die Platte nach ihrer Endmischung zu hören.Würden nicht stilbildende Bands wie AC/DC, solche herausragenden Gruppen wie Rose Tattoo oder die Schweizer Krokus-Formation auf eine Weise animieren, daß man gelegentlich vermeint, diese seien jene, dann würde ich auch Prinzip bei dieser Langspielplatte solche Nähe unterstellen. Indes dürften allein Profilierung und Brillanz im künstlerischen Struktur- und Formniveau endlich das einzige sein, was wirklich zählt - und darin ist Prinzip sowie den Mixern in den AMIGA-Studios vorrangig mit Lob zu begegnen. Auf der erstens Seite der LP gefallen mir aufgrund ihres Drives und der außerordentlich klangbewußten und stilgerechten Gitarrenarbeit des Bandleaders Jürgen Matkowitz besonders "Traum-Scooter" und "Don Qualmo", wobei gleichfalls der interpretatorische Fortschritt des Prinzip-Sägers Ralph "Bummi" Bursi hervorzuheben wäre, dessen leicht nasales und aufgerauhtes Timbre sich immer besser in den Prinzip-Rock eingepaß hat. Mit dem neckisch-frechen 23-Sekunden-Stück "Auf der grünen Wiese" folgt Prinzip dann auch auf der zweiten LP-Seite ihrer mittlerweile schon traditionellen Vorliebe für die Verwendung spotähnlicher, fragmentarischer Stücke wie gehabt. Nicht nur eines LP-Finales würdig erwies sich das letzte Stück mit dem schlichten Titel Mama, das glücklicherweise im Text keinerlei der unterdessen längst so fade gewordenen didaktischen Ansprüche etwa gegen Nikotinmißbrauch oder gegen Motorradraserei mehr dient, sondern einzig dem seelig verzweifelten Eingedenken an die verlorene Mutter und dem von leuchtenden Kinderaugen begleiteten Geschichtenerzählen vor dem Schlafengehen. Obwohl ich mir dessen bewußt bin, daß gegenwärtig die Schaffung neuer, guter Rocktexte auch aus einem Mangel an unverbrauchten Materialien, aus gewachsenen Ansprüchen der Hörer sowie aus einer Reihe weiterer Gründe heraus schwieriger denn je geworden ist, scheint mir die Kurzerhand-Lösung bei Prinzip durch die Neuorientierung der Band auf ausschließlich eigene Texte günstig. Deren Natürlichkeit und Homogenität haben gerade in Verbindung mit der Spezifik der Hard- und Heavy-Musik zugenommen und gehen parallel mit einer aus meiner Sicht durchaus positiv zu bewertenden leichten Konsumierbarkeit. Fraglich aber ist das jeweils erforderliche zuverlässige Maß an Bedenkenlosigkeit dennoch und das scheint mir in leicht unglücklicher Weise an bestimmten Stellen der LP unterschritten worden zu sein. Namentlich sind dies jene, bei denen die Denkweise der Bandleitung offenbar eine Referenz an bestimmte Hörerschichten leisten möchten, d.h. eine zu stark akzentuierte Verwandtschaft zur akustischen Gebaren von Teilen des Fußballpublikums aufweist. Obwohl mir also König Fußball ob seiner fatalen Popularität gelegentlich den höchsten Respekt abnötigt, scheint jenes OHOHOHOHO nicht des Volksgesanges reifsten Leistungen zuzugehören. Ich muß gestehen, daß in meinem musikalischen Gemüt bei solchen Gelegenheiten ab und zu sogar Neandertaliges nachhallt. Nun gut. Bei Prinzip jedenfalls trifft Analoges deutlich auf den Refrain und besonders die Reprise von "Laß uns die Farben sehen" in undynamischer Art und auch für "Elfenbein", den Elefanten-Song, zu. Andererseits bietet das OHOHO beim Titelsong "Wir reiten mit dem Sturm" das beste Gegenbeispiel. Dort ist es stimmig eingepaßt und animiert ohne übertriebene Volkstümlichkeit zum Mitsingen. Indessen aber weiß ich auch, daß Prinzip vorderhand eine der phantastischsten Live-Bands ist und dort wiederum Geselliges eine stärkere Rolle als auf einer LP spielt, so daß mein kritischer Akzent hierdurch relativ wird. Auch die gute Arbeit der bislang ungenannten Prinzip-Mitglieder Bodo Huth (bg, voc) und Bernd Haucke (dr) dürfte live ebenso deutlicher werden. Soweit jedenfalls zur neuen LP. Prinzip hat in den letzten Wochen und Monaten außerordentlich umfang- und erfolgreiche, für die Bandmitglieder und nicht zuletzt auch für deren Familienangehörige strapaziöse Tourneen unternommen. An erster Stelle ist dabei eine Tournee durch die Sowjetunion zu nennen, die Anfang März begann und durch den enormen Erfolg der Gruppe noch während der Tour verdoppelt wurde, so daß sie fast zwei Monate andauerte und die Band erst Ende April wieder in Berlin ankam. Nach dem Einspiel der neuen LP tourte Prinzip dann durch Rumänien, gastierte in Ungarn und gönnte sich letztendlich den wohlverdienten Urlaub. Als ich diese Zellen schrieb, waren für die Zeit nach den Ferien noch eine Tournee durch Polen geplant sowie Idee und Absicht für drei Großprojekte in der Moskauer Sporthalle, deren Erlöß auf das Konto des sowjetischen Unterhaltungskomitees überwiesen wird. Hoffentlich wird sich dieser schöne Plan umsetzen lassen. (von Walter Kuntzner) Aktuelle Meldung - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1984)Prinzip beendete ein dreiwöchiges UdSSR-Gastspiel mit einem Solidaritätskonzert im Moskauer Sportpalast Lushniki und erhielt für ihren Beitrag zum Frieden und für Völkerverständigung die Ehrenmedaille des sowjetischen Friedensfonds. Mit insgesamt 22 Konzerten hatte die DDR-Rockgruppe die Zuhörer entlang der Erdgastrasse von Wolowez bis Bar sowie in der sowjetischen Hauptstadt begeistert."Die alten Tage sind vorbei nun - 10 Jahre Prinzip" - Zeitschrift "Ruck" (1985)"Komm, komm, wir reiten mit dem Sturm aus, die alten Tage sind vorbei nun..." - sang im vergangenen Jahr mit großer Begeisterung meine 4jährige Tochter. Was zeigt, das die Berliner Hard-Rocker schon Fans im Kindergartenalter haben. Angefangen hatte es vor runden 10 Jahren mit "Sieben Meter Seidenband" und dem "Großen Star". Daran schloss sich eine lange Reihe erfolgreicher Titel an: "Supernummer", "Feuerrock", "Das ist unsere Musik", "Flieg, flieg, Engel". Durch Ausscheiden des Keyboarders wurde ihre Musik Anfang der 80er Jahre noch kraftvoller und gitarrenorientierter. Seit Ende vergangenen Jahres spielt Prinzip in folgender Besetzung: Jürgen Matkowitz (g), Ralf Bursy (voc), Bodo Huth (bg) und Stefan Dohanetz (dr). "Kommt alle her" hieß ihr Lied bei Rock für den Frieden. Jürgen: "Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr viele Friedenskonzerte in der Sowjetunion gegeben. 1983 waren wir zum Beispiel - alle Reisen zusammen genommen - fast sechs Monate in der UdSSR Und auch jetzt steht wieder eine Tournee ins Land der XII. Weltfestspiele an." (von Ingeborg Dittmann) |