Zeitungs-Ausschnitte: Rosa Rock

ROSA ROCK Bandporträt - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1989)

Angefangen hat alles mit knallhartem Heavy Metal, als sich vor nunmehr vier Jahren die fünf "kühlen Jungs" aus dem Norden entschlossen, es miteinander als Amateurrocker zu versuchen. Die Zentrale Werkstattwoche Suhl 1988 sollte ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung dieser jungen Rostocker Band werden. In Vorbereitung darauf überdachte Rosa Rock ihr musikalisches Konzept. Unser Grundsatz: Nähe zum Publikum. Wir sind musikalisch "freundlicher" geworden, suchen Kommunikaton mit den Leuten über die Texte der eigenen Lieder, die Moderation, die Show usw. Und haben auch den Eindruck, daß jetzt Bewegung in die Nordszene kommt, bei den Musikanten wie Partnern." Die FDJ-Bezirksleitung Rostock bot einen Fördervertrag an, Anerkennung wird endlich spürbar...
Während der Werkstattwoche wurden auch Kontakte zum Rundfunk geknüpft, erste Produktionen sind geplant. Rosa Rock sind: Sven Zimmermann (voc, b), Christian Hänsel (g), Steffen Grevert (keyb) und Jan-Peter Koberstein (dr).

"Fast ein Schock für's Leben!" - Fanzine "Loud 'n' Proud" (1990)

Den Fluch und den Segen der Wende bekamen nun auch ROSA ROCK, eine der wenigen noch existierenden Hard 'n' Heavy-Bands Rostocks, zu spüren. Viele Zeitgenossen nutzen die offenen Grenzen nicht nur, um andere Länder inclusive Leute kennenzulernen, sondern eben auch, um beispielsweise an irgendeiner Kieler Strassenecke einen Getränkeautomaten zu installieren und warme, nicht mehr sprudelnde Cola feil zu bieten. Auch Sven Zimmermann, ehemaliger Sänger und Bassist ROSA ROCKs, schloss sich dem allgemeinen Trend "Go West!" an.
Aber das ist nur ein Problem, mit denen die restlichen Mannen von ROSA ROCK jetzt zu kämpfen hatten. Ein anderes Problem ist jenes, daß diese Band irgendwie in den Verruf geriet, ein "lascher Mainstream-Haufen" zu sein, obwohl die Roots der einzelnen Instrumentalisten eher in der Richtung AC/DC und WHITESNAKE, also eben beim rauhen Street Rock 'n' Roll, zu suchen sind und man in den Anfangstagen der Band an JUDAS PRIEST und ähnlichen Acts angelehnten Schwermetall an den Mann brachte. Und wie fast jede Metal-Band der DDR hatten ROSA ROCK auch unter den grandiosen Studiobedingungen und den äußerst vorteilhaften wie zahlreichen Angeboten an lukrativen Schallplattendeals zu leiden. Gitarrist Peter Gruetzmann erinnert sich noch sehr gut an einen Aufenthalt in einem Studio in der Nähe Berlins, der eigentlich schon fast einen Schock für das Leben auch eines hartgesottenen Rock 'n' Rollers darstellen könnte und absolut charakteristisch für die Arbeitsbedingungen von Schwermetallern vor der Wende waren: "Im Auftrage des Rundfunks der DDR durften wir in diesem Studio zwei Titel produzieren. Dem Produzenten war es egal, was da 'rauskam, Hauptsache, das Produkt ist da. Nicht einmal eine eigene Abmischung geschweige denn ein Mitspracherecht beim Betätigen der Regler des Mischpultes wurde uns dabei zugestanden! Hör Dir 'mal an, was dabei 'rauskam!" Mein persönlicher Höreindruck: Gesang aus'm Ofenrohr, Schlagzeug aus dem Müllcontainer, und die arg gedämpfte "Gitarrenpower" spottet jeder Beschreibung. Ich jedenfalls mußte in einer voll besetzten S-Bahn schon einmal 10 Minuten lang den Herzschrittmacher-Sound eines Teenager-Recorders, der MODERN TALKING auf die Menge abgab, über mich ergehen lassen - doch im Vergleich zu dieser "Studioproduktion" hatte das gitarrenmäßig entschieden mehr Biss. Keyboarder Steve Grawer bemerkte zu diesem Vorfall nur noch lakonisch: "Mit dieser Produktion sind wir dann ja auch gleich aus den Charts der Beatkiste 'rausgeflogen - zurecht!!!" Das letzte noch übrige Gründungsmitglied ROSA ROCK's - Gitarrist Christian Hänsel - legt mit einem Satz dar, was wohl nicht nur für ROSA ROCK angesichts solcher schlechter Erfahrungen die logische Konsequenz sein dürfte: "Die Folgen sind doch ganz klar, jeder versucht nun, im Westen ein Label zu finden, bei dem er unterkommen kann, bevor er sich von AMIGA noch einmal so verarschen läßt!"
So weit, so schlecht. Doch wie sieht nun die Zukunft für ROSA ROCK aus? Zuerst steht der letzte Gig mit ihrem noch amtierenden und demnächst scheidenden Sänger und Bassisten Sven Zimmermann am 07. April in Perleberg zur Debatte. Dann werden die Türen des Proberaums bis zum 01. Mai 10.00 Uhr von innen verschlossen, um das neue Line-up einzuarbeiten und neue Songs zu schreiben. Da man in so kurzer Zeit keinen passenden Sänger und Bassisten in Personalunion finden konnte, holte man sich gleich zwei neue Leute in die Band: Axel Hennig wird jetzt fortan den Bass zupfen, während ex-HARDWARE-Röhre Michael Groeper das Gesangsmikrofon bedienen wird. Der Frontenwechsel Michael Groepers mutet zunächst etwas kurios an, wenn man weiss, dass er bei HARDWARE eigentlich zum härteren Kern geh&aouml;rte und auch nicht abgeneigt wäre, einmal in einer Thrash-Band zu singen. Wie es nun doch zu der derzeitigen Situation kam, kann er wohl nur alleine treffend beschreiben: "Obwohl ich wußte, daß ich bei ROSA ROCK einsteigen könnte, wollte ich zunächst bei HARDWARE bleiben. Und eigentlich bin ich nur in den Proberaum von ROSA ROCK gegangen, um ihr Angebot abzulehnen. Doch da hörte ich ihre neuen Demos... Da hat's dann einfach gefunkt..." Auch der Schreiberling dieser Worte hörte diese Demos: Melodischer Satzgesang und krachende Gitarrenparts, dreckiger, als ich sie ROSA ROCK jemals zugetraut hätte, sind unter anderem kennzeichnend für den neuen Stil ROSA ROCK's. Und das ist ja mitunter das, was man ja wohl auch schließlich von Street-Rock 'n' Roll erwarten darf...
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ROSA ROCK sämtliche Lyrics in das Englische übersetzen - eine Arbeit, die ebenfalls Michael Groeper mit übernehmen wird, genauso wie das Texten zukünftiger Lyrics. Für diese Arbeiten hat er momentan noch ausreichend Zeit zur Verfügung, da er noch für ein paar Tage Verhüterli des Imperialismus beim "VEB (?) Gleichschritt" spielen muss. Ferner nicht unerwähnt bleiben darf, dass die gesamte Band auf der Suche nach einem neuen Namen ist, denn das, was wir von den Jungs ab 01. Mai. 10.00 Uhr zu hören bekommen werden, hat mit den Sachen vergangener Zeiten (geschweige dem, wofür diese Band aus unerklärlichen Gründen verrufen war und ist) nichts mehr zu tun. (von Andreas Schöwe)
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