Zeitungs-Ausschnitte: Titan

"4. Rockwerkstatt" - unbekannte Zeitschrift (1989)

In Pirna fand die 4. Rockwerkstatt der Kreise Dippoldiswalde, Kamenz, Bischofswerda und Pirna statt. Sie dient zur Förderung und Unterstützung der Auftritts- und Probenarbeit junger Nachwuchsgruppen. Namhafte Berater wie Volker Fiebig und Gisbert Koreng von der Gruppe "Elektra" gaben wertvolle und wichtige Hinweise an die jungen Musiker. Anhand von Videoaufzeichnungen konnten nicht nur musikalische Tips gegeben werden, sondern auch Hinweise der optischen Präsentation. In einem Forum am Nachmittag wurden viele Sorgen und Probleme der jungen Rockmusikanten diskutiert. Das abendliche Konzert wurde von der Gruppe "Bunte Wolken" aus Glashütte eröffnet. Nach diesem Auftritt überzeugte die Band "Zeitlauf" aus Bischofswerda. Sie konnte sich im Prädikat von der Grundstufe auf die Oberstufe verbessern. Der Höhepunkt des Konzerts war zweifelsfrei der Auftritt der Gruppe "Titan" aus Pirna. Herzerfrischende Rockmusik war hier zu hören.

"Speed Up" - Fanzine "Loud 'n' Proud" (1990)

Bereits 1983 hoben Kai-Uwe Schneider und Mathias Eschrich das Bandprojekt TITAN aus der Taufe. Während sich der eine in den Anfangstagen der Band sein erstes "Drumkit" aus Pappeimern selbst zusammenstellte, nutzte der andere eine völlig verzogene Wanderklampfe, um im Keller ein paar schrille Blues-Rock-Klänge von sich zu geben. Rico Kops kam irgendwann zufällig einmal vorbei; ihm gefielen diese Klänge und somit wurde er kurzerhand der Dritte im Bunde. Die erste Besetzung war also komplett. Rico Kops (b), Mathias Eschrich und Kai-Uwe Schneider schmissen fortan ihre Lehrlingsgeld zusammen und kauften sich ein altes Schlagzeug sowie ein paar alte Verstärker - der Fachmann würde heute den damaligen Zustand dieser Utensilien kurz und bündig mit "Schrott" bezeichnen.
Noch im gleichen Jahr kam dann in einer Turnhalle der erste Auftritt der Band zustande - damals noch mit einem Programm, welches stark AC/DC- und KISS-orientiert war. Die Suche nach einem zweiten Gitarristen schlug immer wieder fehl. Kai-Uwe Schneider ließ daraufhin sein Schlagzeug eben Schlagzeug sein und bediente seitdem das sechssaitige Griffbrett. Die nun einsetzende Suche nach einem Schlagzeuger verlief erfolgreicher. Zwar stellte sich der erste Mann hinter dem Drumpodest nach einiger Zeit als ein Fehlgriff heraus, doch schon der zweite - Dirk "Dave" David - brachte dann das, was man von einem Schlagzeuger erwarten durfte und vervollständigt von da an das Quartett. Auch das Repertoire von TITAN änderte sich: Schwermetallische Stücke von den SCORPS, von ACCEPT, PRIEST und MAIDEN rückten nun in den Mittelpunkt. Erste eigene Titel entstanden ebenfalls: "Metalfever" (welches bereits in der "Tendenz Hard bis Heavy" Airplay erhielt), "Bon Scott", "Nie mehr allein" und "Unklar".
Entsprechend dem etwa 1987 einsetzenden internationalen Trend wurde man ebenfalls hürter und speediger und coverte dabei solche Bands wie SLAYER, SODOM, KREATOR und METALLICA. Inzwischen wurde auch ein Programmkonzept erarbeitet, bei dem nur noch englischsprachige Songs zur Debatte stehen. Dieses Programm, was man "Holy Crusader Of Death" getauft hat, soll demnächst live mitgeschnitten und auf Kassetten angeboten werden.
Wie fast alle Heavy-Metal-Bands der DDR, haben auch TITAN mit diversen Ärgernissen zu kämpfen, mit denen hier wohl nur Metal-Bands (bewusst) konfrontiert werden. Das gegenwärtige Problem in Form eines nicht gerade vorzüglich arbeitenden Managements ist dabei momentan noch das geringste und nicht HM-Szenen-spezifisch. Gemeint sind eher solche Sachen wie der Boykott von Heavy-Metal-Bands durch die Veranstalter. Immer öfter hört man, daß Veranstalter (im Gegensatz zum steigenden Bedarf an Metal-Konzerten) kaum noch Schwermetall-Kapellen Auftritte ermöglichen. Auch über die gewährten staatlichen Unterstützungen wissen die Jungs von TITAN ihr Liedchen zu singen: "Was wir schon manchmal irgendwelchen Leuten, die nicht nur unserer Meinung nach einen Posten an der falschen Stelle haben, nur wegen irgendwelcher Lapalien sonstwohin kriechen mussten... So sind wir beispielsweise einmal aus unserem Proberaum 'rausgeflogen, weil dort einige leere Bierflaschen herumstanden. Und fast jeder Musiker - ob Schwermetaller oder nicht - trinkt doch während oder nach der Probe mal ein Bier - oder? Eine andere Sache: Wir haben alle keine reichen Eltern oder reiche Sponsoren. Wir müssen also unsere ganze PA selber bezahlen. Und so schleppt JEDE Gruppe ihre eigene Anlage durch die DDR - da haben andere Länder schon ökonomischere Lösungen gefunden." Unter solchen Bedingungen kann sich wahrlich keine vernünftige Heavy-Metal-Szene in unserer Republik entwickeln. Hinzu kommt, daß das, was man sich unter großen Anstrengungen aufgebaut hat, durch andere Bands wieder eingerissen wird. Zu diesem Thema noch einmal Kai-Uwe Schneider: "Es gibt viele Bands, die nur Musik machen, um etwas darzustellen oder um schnell Geld zu machen. Viele Gruppen spielen einfach nur Songs anderer Bands nach - gerade in dieser Beziehung ist unsere Heavy-Metal-Szene völlig danieder..." Bands, die einfach nur aufs Covern setzen, haben nun glücklicherweise ihre Daseinsberechtigung verloren. Welcher Rock-Fan gibt schon sein bischen Geld für einen drittklassigen XYZ-Abklatsch aus, wenn er jetzt das Original sehen kann? Kreative Bands mit eigener eigenen Identität werden sich somit auch in unserer Republik demnächst eher durchsetzen können. Aus dem Bereiche des speedigen Metals dürften TITAN mit zu diesen Bands gehören. (von G. Sebastian und Andreas Schöwe)
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