Steckbrief - Zeitschrift "Profil - Methodik zur Tanzmusik" (1987)Besetzung: Norbert Bode (voc), Glaser; Hartmut Rosenhahn (bg), Disponent; Uwe Klotz (g), Disponent; Frank Lawrenz (g), kulturpolitischer Mitarbeiter; Ralf Wiesenack (dr), org.-technischer Mitarbeitermusikalische Qualifizierungg: Uwe und Ralf haben die Musikschule Berlin-Friedrichshain und Frank die Spezialschule "Tanzmusik" in Potsdam absolviert. Repertoire: überwiegend aus Titeln von Gruppen wie Saxon, Running Wild, Metallica, Accept usw. und eigene Titel (u.a. "Metal im Leib", "Hard Feeling", "Whiskymann", "Biest", "Motortraum", "Grab im Moor") Vorbilder: vor allem Accept und Metallica Entwicklung: Gründung im Juli 1985; in der Szene seit Februar 1986; im Juni 1986 als populärste Amateur-Heavy-Band des Landes ausgezeichnet; Schlagzeugerwechsel im November 1986; seit November 1986 Zusammenarbeit mit Jürgen Matkowitz von PRINZIP als Mentor; Februar 1987 erste Studioproduktion für den Rundfunk: Einstieg mit dem Titel "Metal" in die Wertungssendungen; Ziel: Steigerung des Leistungsvermögens der Band durch weitere Verbesserung im musikalisch-technischen Bereich und bestmögliche Qualität der folgenden Studioproduktionen. Standpunkt: Durch die Nutzung der kraftvollens dynamischen Eigenschaften des Heavy Metal und unserer musikalischen Vorstellungen wollen wir mit einem eigenen Stil in der Heavy Metal-Szene präsent sein. Das Heavy-Publikum ist sehr intensiv. Man erlebt heute in der DDR-Rockszene selten, daß es so mitgeht wie beim Heavy Metal. Natürlich gibt es solche und solche Fans. Nicht immer sind die, die am stärksten nach Heavy aussehen, auch wirkliche Heavys. Das hat mit modischen Aspekten und mit menschlichem Charakter zu tun jedoch kaum mit Heavy Metal. Solche Züge finden wir auch bei anderen Fangruppen. Bezeichnend ist für unser Publikum das äußere Erscheinungsbild (Leder, Ketten, Aufnäher usw.). Deshalb den Fans aggressive Züge nachzusagen, wäre falsch. Die Veranstalter und wir haben die Erfahrung gemacht, daß es bei Heavy-Konzerten nicht mehr Zwischenfälle als bei anderen Veranstaltungen Diskotheken und Tanz ab 18 - gibt. Heavy Metal spielt unserer Meinung nach eine immer größere Rolle in unserer nationalen Rockmusik (übrigens auch international). Das spiegelt sich in den Medien deutlich wieder. "Knallhart, kompromisslos und wirksam" - "Melodie & Rhythmus" (1989)Schaut man sich das 88er Rockjahr in unserem Lande an, so ist, zumindest dokumentiert durch das Medium Rundfunk, die Hardrock- und Heavy-Metal-Szene in der DDR breiter, vielfältiger geworden. Die Jahresbilanz der "Beatkiste" (Hörerhitparade für nationale Rockmusik bei Jugendradio DT 64) weist von 46 notierten Produktionen über 50% aus, die zum harten Genre zu rechnen sind, innerhalb der Jahres-Top 50 bei "Rock '88" immerhin 30% gegenüber etwa 10% im Jahre 1987. Vor allem sind es junge Gruppen, die auf die Szene drängen. Viele von ihnen kommen noch recht holprig daher, können auf Grund bescheidenen PA-Vermögens nicht mit erwarteten Soundbildern dienen, haben bzw. hatten bis vor kurzem noch keine eigenen Studioproduktionen, sind jedoch bemüht, die Kunst ihrer Spielweise voranzutreiben, oft gegen Vorbehalte, oft auch gegen bestimmte Verhaltensweisen ihrer Fans. Bands wie Mosquito (ehem. Argus), Panther oder Pent stehen dafür. Andere konnten mit ihren Debüts und Nachfolgeproduktionen in der "Beatkiste" schon Erfolge feiern: Merlin, Feuerstein, Cobra, Metall. Besonders hervorgetan hat sich im vergangenen Jahr zu verschiedenen Gelegenheiten eine Gruppe aus dem Bezirk Potsdam mit dem eigenwilligen Namen Biest.Anfang 1985 gab es in Jüterbog das Unternehmen Frostschutz Rock zum Aufwärmen, eine Bluesrock-Kapelle unter vielen. Ihre Mitglieder: Frank Lawrenz (Jahrgang '62) Gitarre; Norbert "Klempo" Bode (Jahrgang '51) Gitarre, Gesang; Hartmut Rosenhahn (Jahrgang '51) -- Baßgitarre; Wolfgang Schröder (Jahrgang '62) Schlagzeug. Alle hatten sie irgendwann im Alter von 14 bis 16 Jahren das erste Mal eine Gitarre oder andere Instrumente "getroffen", und irgendwie waren sie ihnen treu geblieben. Man bevorzugte die etwas härteren Klänge a la ZZ Top. Nicht unbedingt zufrieden mit dem, was Frostschutz leistete "Klempo" hielt sich als Gitarrist für nicht gut genug, er wollte lieber nur singen - suchte man nach einem neuen Klampfer, der auch in der Lage wäre, generell das künstlerisch-konzeptionelle Heft in die Hand zu nehmen. Gefunden wurde Uwe Klotz (Jahrgang'63), damals gerade Soldat, der vorher gemeinsam mit Ralf Wiesenack (Jahrgang '63) Schlagzeug erste Banderfahrungen bei Kiowa und Nektar gesammelt hatte. Klotz stieg im Frühjahr '85 bei Frostschutz ein, Wiesenack im Herbst '86 dann schon bei Biest, wo er Wolfgang Schröder ablöste. Die Möglichkeit des Ausbaus eines Pferdestalls auf "Klempos" Bauernhof zum Probenraum, schlug günstig zu Buche. Und so gab es am 30. Juni 1985 den ersten Probentermin in der Besetzung Uwe Klotz - Gitarre, Gesang; Frank Lawrenz - Gitarre, Gesang; Wolfgang Schröder Schlagzeug; Hartmut Rosenhahn - Baß und "Klempo" Sologesang. Als Ergebnis eines Urlaubsaufenthaltes an der Ostseeküste brachte Uwe den neuen Namen fürs Ensemble mit: Biest. Unter seinem Dirigat entwickelte sich die Gruppe eher zaghaft, dennoch bestimmt zur "reinen" Heavy-Band. Intensive Probenarbeit über mehrere Monate, die personelle Konstanz war dabei sicher von Vorteil, kompromißloses Engagement für ein eigenständiges Gesicht, wobei man sich natürlich auch an international Anerkanntem orientierte (Accept, Judas Priest), brachten der Gruppe recht zügig eine Bühnenqualität, die in regionalen Fan-Kreisen schnell zum Begriff wurde. Eine erste Einstufung gab es im März '86; Ziel war die "Sonderklasse für Amateurbands. Sie verlief indes nicht wie gewünscht. Die Kommission übte Kritik vor allem daran, daß Biest allgemein und "Klempo" besonders (zu piepsige Stimme) nicht konsequent genug das Genre "Heavy Metal" repräsentierten! Im gleichen Jahr, als die "Beatkiste" nach jungen Talenten unter den Hardrock-Formationen suchte, um sie während einer öffentlichen Veranstaltung zu präsentieren bzw. der geeignetsten eine Produktion in den Rundfunkstudios zu ermöglichen, machte Biest unter ca. 20 Bewerbern das Rennen. Die Band verstand es, während der Veranstaltung in Görlitz sowohl Publikum als auch Fachwelt zu überzeugen. Die folgende Studioproduktion "Metal" lag wochenlang auf Platz 1 der "Beatkisten"-Tabelle und brach sämtliche Punkterekorde. Ermutigt setzte die Gruppe die intensiven Proben fort. Im Februar 1987 reichte es dann für die "Sonderstufe", im Oktober wurde Biest der Titel "Hervorragendes Volkskunstkollektiv" verliehen, im November ein Fördervertrag mit der FDJ-Kreisleitung Jüterbog unterzeichnet, im Januar 1988 mit der Teilnahme an der Bezirksleistungsschau der Tanzmusiker des Bezirkes Potsdam in Ludwigsfelde die Einstufung "Sonderklasse" bestätigt, Im Oktober 1988 war Biest der delegierte Vertreter des Bezirkes zur zentralen "FDJ-Werkstatt für Jugendtanzmusik" in Suhl, spielte beherzt auf und errang den "Sonderpreis-des FDJ-Zentralrates". Mehrere Studioproduktionen liegen inzwischen vor: "Motortraum", "Manne (gegen Gewalt)", beide waren 1988 erfolgreich in der "Beatkiste" notiert, letzterer belegte unter den Top-1O-Hits, die während der Veranstaltung "Ernte '88" zu den "Tagen der Jugend im Palast" im Januar 1989 gekürt worden waren, den 8. Platz, "Grab im Moor", "Hard Feeling" und "Crash Trash". AMIGA plant eine Langspielplatte mit diesen und noch aufzunehmenden Biest-Titeln. Die Gruppe strebt nun den Profi-Status an. Das alles unterstreicht den Aufstieg einer Band, die hart an sich und ebendiesem arbeitet. Zu erwähnen bleibt, daß ihre Mitglieder nicht zuletzt eine fundierte musiktheoretische und -praktische Ausbildung an verschiedenen Lehreinrichtungen des Bezirkes Potsdam und Berlins absolvieren. Biest, eine junge Band, mit der in Zukunft zu rechnen ist. (von Roland Urbank) Rezension der EP "Crash Trash" - Zeitschrift "Metal Hammer" (1989)Biest zählen zu den angesagtesten Thrash-Acts in der DDR - zumindest geht das aus zahlreichen Leserbriefen hervor, die uns in überraschend regelmäßigen Abständen aus dem "anderen" Teil Deutschlands erreichen. Mit CRASH TRASH liegt uns nun eine 4-Track-Single der Jungs vor, die uns ein Leser aus der DDR zugeschickt hat. (vielen Dank an dieser Stelle - auch wenn du nicht namentlich genannt werden willst!)"Crash Trash", "Grab im Moor", "Manne (gegen Gewalt)" und "Motortraum" bieten sehr viel mehr musikalische Abwechslung, als ich anhand des Bandnamens erwartet hätte: Sauber gespielter Thrash und Power Metal mit gelegentlichen Slayer-Anleihen ("Crash Trash") ist ebenso vertreten wie Priest-lastiger Heavy Rock ("Manne"; mein persönlicher Favorit) und verhaltenere, stellenweise recht düstere Klänge ("Grab im Moor"). Neben der rauhen Leadstimme überzeugen besonders die schneidenden Gitarren, die den Biest-Songs internationales Format verleihen. Relativ belanglos finde ich dagegen die Texte, aber schließlich ist CRASH TRASH eine staatliche Veröffentlichung - und wie's bis vor wenigen Wochen um die Meinungsfreiheit in der DDR bestellt war, muß hier wohl nicht gesondert erwähnt werden... Wie auch immer - diese Biest-EP gefällt mir ausgesprochen gut, und wenn ihr Kontakt zu Metal-Fans in der DDR habt (die euch das Teil sicherlich besorgen können), solltet ihr auf jeden Fall zugreifen! Abschließend möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, mich (auch im Namen der übrigen Redakteure) für die zahlreichen Zuschriften aus der DDR zu bedanken! Wir freuen uns riesig, weil eure Briefe oft von beispiellosem Idealismus und einer ungeheuren Sachkenntnis zeugen. Bitte habt aber dafür Verständnis, daß es uns aus Zeitgründen unmöglich ist, jede Zuschrift zu beantworten. Trotzdem ein riesiges Dankeschön! (von Death Metal Noberto - 6 von 7 Punkten) |